Die nach Ausbruch der Corona-Pandemie massiv gestiegen Frachtraten in der Containerschifffahrt sinken deutlich. Außerdem löst sich der Frachterstau in der Deutschen Bucht langsam auf, wie das Kiel Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) am Donnerstag mitteilte. Hintergrund ist der stagnierende Welthandel. Nach IfW-Berechnungen stecken weltweit aber immer noch rund zwölf Prozent aller verschifften Waren in Staus vor wichtigen Containerhäfen fest.
Laut dem jüngstem Kiel Trade Indicator waren die Septemberwerte im Vergleich zum August für Deutschlands Im- und Exporte mit minus 0,5 beziehungsweise minus 0,1 Prozent leicht negativ. Für die EU zeichne sich ein ähnliches Bild ab. Mehr Bewegung gebe es dagegen in den USA, wo bei den Importen ein klares Minus von 4,4 Prozent stehe, sowie in China mit einem Plus von 3,9 Prozent bei den Importen. Russland könne sowohl bei den Im- als auch Exporten ein leichtes Plus erwarten.
Stark rückläufige Frachtraten für Transporte von China nach Nordamerika und Europa
„Der Septemberhandel ist durch eine schwache Nachfrage nach Waren aus China durch Europa und Nordamerika geprägt“, erklärte der Leiter des Kiel Trade Indicators, Vincent Stamer. Dies zeige sich vor allem in den stark rückläufigen Frachtraten für Warentransporte von China nach Nordamerika und Europa. Diese fallen den Angaben zufolge seit rund vier Monaten rapide, auf der Route von China zur US-Westküste lägen sie schon fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau, auf der Route von China nach Westeuropa noch nicht ganz.
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 waren Angebot und Nachfrage im globalen Warenverkehr durcheinandergeraten - die Verfügbarkeit von Frachtkapazität sank, die Nachfrage insbesondere nach Gütern und deren Transport aus China stieg. Die Folge: Die Frachtraten stiegen auf bis zum Zehnfachen der lange Jahre üblichen Transportkosten.
Gravierendster Containerschiffstau nach wie vor in der Nordsee
„Eine Abkühlung des globalen Handels könnte auch etwas Positives darstellen, wenn sich überspannte Lieferketten und Verkehrsstaus durch die Atempause erholen“, sagte Stamer. Denn trotz des hohen Auftragsbestandes bremsten Lieferengpässe einen höheren Zuwachs bei den preisbereinigten Exporten Deutschlands noch immer aus. Die Werte seien nun bereits den dritten Monat in Folge negativ.
Der gravierendste Containerschiffstau befindet sich nach IfW-Beobachtungen nach wie vor in der Nordsee und bindet mehr als zwei Prozent der weltweiten Frachtkapazität. In der Deutschen Bucht sei der Stau dagegen zurückgegangen - statt 19 warteten nur noch 12 Containerschiffe auf Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven. (dpa/sn)