KEP-Standards im Visier

Die europäischen Postmärkte sind besonders durch das starke E-Commerce-Wachstum und die Digitalisierung im Umbruch. Das Geschäft mit B2C-Warensendungen wird sich bis 2025 verdoppeln. Allein für Deutschland bedeutet das über eine Milliarde Paketsendungen zusätzlich. Auch das B2B-Segment profitiert vom Wachstum im E-Commerce. Nationale Postgesellschaften bringen sich in Stellung, um dieses Zusatzgeschäft möglichst exklusiv über ihre Netze abzuwickeln und die Gewinne allein einzustreichen. CEN-Standardisierung als Chance Mit der Veröffentlichung des Grünbuchs Paket der Europäischen Kommission 2012 zum grenzüberschreitenden elektronischen E-Commerce hat die Kommission die Marktteilnehmer aufgefordert, die bestehenden Hürden zwischen den einzelnen Staaten der Europäischen Union im grenzüberschreitenden Onlinehandel abzubauen. Dazu beschloss das Europäische Komitee für Normung (CEN) im Herbst 2014, im Beisein der Europäischen Kommission, die Normungsarbeiten offen und allen Marktteilnehmern zugänglich zu gestalten. Eine enge Verzahnung mit global etablierten offenen Standards des Handels wurde befürwortet. Standards als Waffe Die nationalen Postgesellschaften treiben allerdings unter dem Deckmantel der Standardisierung den Aufbau eigener, international standardisierter, aber nach außen abgeschotteter Systeme voran. Entscheidende Rollen nehmen dabei die "International Post Corporation (IPC)" und der Weltpostverein (UPU) ein. Beide Gremien stehen nur den jeweiligen nationalen Postbetreibern (designated operator) offen. Wettbewerber wie Hermes oder UPS sind von der Mitarbeit ausgeschlossen. Ziel dieser Systeme ist, nationale und grenzüberschreitende Sendungen ausschließlich in den Systemen und zu Konditionen der jeweils nationalen Postgesellschaften zu befördern. Kernelemente sind die Einführung von Sendungsnummern und IT-Systemen, zu denen ausschließlich die beteiligten Postunternehmen Zugang haben. Die wettbewerbsfördernde Initiative der EU wird dadurch ad absurdum geführt. Wettbewerber müssen aktiv werden Jetzt sind die Vertreter der KEP-Dienste und Onlinehändler gefordert, für ihr Interesse an einem offenen grenzüberschreitenden europäischen E-Commerce-Markt einzutreten und aktiv an Gestaltung der Normen in den nationalen Gremien und im CEN mitzuwirken. Anlaufstellen dazu sind die Normierungsstellen selbst, der BdKEP, der Händlerbund und GS1 Germany. Diese Organisationen arbeiten auf nationaler und europäischer Ebene an der zu den Systemen der Postgesellschaften gleichberechtigten Umsetzung offener Standards im Postmarkt. Basis dazu sind die sogenannten SSCC-Nummernkreise der GS1. Unterstützen Sie diese Aktivitäten und sprechen sie uns an! Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste e.V. Der BdKEP vertritt seit 1990 die gewerbepolitischen Interessen von Kurier-, Express-, Paketunternehmen und Briefdiensten und ist Repräsentant für den ISSiT e.V. - Interessenverband selbständiger Subunternehmer im Transportgewerbe. Er ist Ansprechpartner für Politik, Ministerien, Behörden, Presse und Brancheninteressierte.