München. Arvato SCM Solutions ist nach eigenen Angaben ein international führender Dienstleister im Bereich Supply Chain Management und E-Commerce. Die Bertelsmann-Konzern-Tochter erwirtschaftete in 2014 einen Umsatz von 4,66 Milliarden Euro . Der operative Gewinn lag bei 384 Millionen Euro. Aktuell baut Arvato ein europäisches B2C-Netz für Produzenten in der Konsumgüterbranche auf. Was das Unternehmen plant, sagt Arvato-Manager Lars Peter.
VerkehrsRundschau: Arvato baut für Hersteller in der Konsumgüterbranche ein eigenständiges europäisches B2C-Netz auf. Wie sieht diese Lösung aus?
Lars Peter:Mit diesem Netz bieten wir Konsumgüterproduzenten die Möglichkeit, ihre Produkte über einen eigenen Onlineshop direkt an Endkunden zu vertreiben und diese europaweit durch den Einsatz von ausgewählten Paketzustellpartnern zuzustellen. In Deutschland greifen wir dafür auf die etablierten KEP-Dienstleister zurück. Unabhängig davon entwickelt Arvato zudem aktuell ein neues Produkt, bei dem die Endkunden entscheiden können, wann und wo sie ihr Paket erhalten können.
Wann wollen Sie mit diesem neuen Service in Deutschland starten? Welche Länder sollen folgen?
Dies passiert in enger Zusammenarbeit mit einem Pilotkunden, mit dem wir zunächst im Sommer 2015 in Deutschland starten wollen. Anschließend werden wir den Service schrittweise auf europäische Nachbarstaaten wie Österreich, Holland und Polen ausweiten.
Wer wird die bestellten Produkte den Endkunden in den Zielländern zustellen?
Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich da noch nicht viel sagen, da wir uns derzeit in Gesprächen mit diversen nationalen Postgesellschaften und privaten Logistikdienstleistern befinden.
Nochmals zurück zu Ihrem europäischen B2C-Netz, das Sie für Arvato derzeit für Konsumgüterhersteller aufbauen. Was kann Ihr Netz, was traditionelle B2B-Stückgutnetze nicht können?
Wir arbeiten in den Prozessen immer rückwärts – egal was wir tun. Konkret heißt das: Arvato denkt das Netz vom Endkunden her und prüft dann, was wir in der Logistik tun müssen, um ihm die Zustellung bequem zu gestalten. Mit der Umstellung auf unsere Lösung konnten wir zum Beispiel die Laufzeiten in die europäischen Zielländer UK und Belgien um einen Tag und in Polen und Dänemark sogar um zwei Tage verkürzen.
Sie sprachen von Laufzeit-Verkürzung. Wie ist Ihnen das konkret gelungen?
Dazu ein konkretes Beispiel aus Frankreich. Angenommen ein Endkunde im französischen Lyon bestellt im Onlineshop unseres Auftraggebers ein bestimmtes Produkt und lässt sich dieses zustellen. Wenn wir in der Zustellung einen klassischen Paketdienst einsetzen, übergeben wir diesem die Ware in einem unserer Lager in Hannover. Der KEP-Dienst würde das Produkt über sein Hannover-Depot umschlagen und dann an ein Zentral-Hub routen. Dort würde es auf eine Frankreich-Linie gehen. Im Idealfall geht es dann direkt nach Lyon; schlimmstenfalls aber über ein Zentralhub des KEP-Dienstes in Frankreich, bis es nach Lyon verladen und dem Endkunden zugestellt wird. Arvato geht da einen anderen Weg: Wir konsolidieren an unserem Standort in Hannover alle Mandanten, die für Frankreich B2C-Produkte haben. Diese Frankreich-Verkehre werden jeden Tag von uns einmal täglich gebündelt und per verplombtem Komplett-Lkw an das Hub von La Poste geliefert und von dort aus geht die bestellte Ware direkt an den Endkunden. Alles streng getaktet. Und das verkürzt die Laufzeiten um ein, zwei Tage.
Wie viel Umsatz peilt Arvato mit dem neuen B2C-Netz für 2015 an und was haben Sie mittelfristig geplant?
Dazu äußern wir uns nicht öffentlich.
Suchen Sie noch KEP-Partner für Ihr Netz?
Grundsätzlich sind wir immer auf der Suche nach Partnern mit neuen Ideen.
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.