Paris. Der seit langem erwartete Rücktritt von Nicolas Hulot als Minister für „ökologischen Wandel und Solidarität“ hat in Frankreich wie eine Bombe eingeschlagen - wegen der Form, mit der er die Öffentlichkeit darüber informiert hat. Ohne zunächst die Staatsspitze davon in Kenntnis zu setzen, gab Hulot seinen Schritt in einem Morgeninterview im Staatssender France Inter kund.
Von den führenden Medien des Landes ist der Rücktritt als endgültiger Beleg dafür interpretiert und kommentiert worden, dass ökologische Themen m französischen Politgeschehen, vom Engagement der Grünen abgesehen, keinen wirklichen Platz haben. Sie werde auch von der Gesellschaft selbst als wichtiges Anliegen kaum wahrgenommen, eher als Störung empfunden und ihre Akteure als romantisierende Spinner gesehen.
Ein Begräbnis für das Umweltengagement
Hulots Amtsaufgabe sei, so gesehen, ein Begräbnis erster Klasse für Umweltengagements in Frankreich. Frankreichs mit Abstand beliebtester Nicht-Politiker sei von Staatspräsident Emmanuel Macron und seinem Ministerpräsident offenbar nur als Feigenblatt in die Regierung aufgenommen worden, so die einhellige Auffassung. Macron sei eben nur auf Wirtschaft, die Unternehmen und auf Europa fixiert. Mit Umweltsorgen habe er nichts am Hut. Bezeichnend sei auch, dass er die Suche nach einem Nachfolger für Hulot erst einmal vertagt hat. Momentan wird unter anderem darüber spekuliert, ob dafür Daniel Cohnbendit als Kandidat in Frage käme.
Für den französischen Gütertransport und die Lkw-Wirtschaft des Landes ist nunmehr auf unbestimmte Zeit erst einmal Ruhe angesagt. Ökologisch motivierte Attacken gegen die Straße als mit großem Abstand vorherrschenden Transportweg in Frankreich brauchen sie nicht weiter zu befürchten oder zu beunruhigen. Umweltfragen haben in dem Land keine Lobby. (jb)