Essen. Ein Rechtsanwaltsbüro dementierte am Montag im Auftrag des Karstadt-Konzerns schriftlich einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ über angeblich geplante Veränderungen der Tarifstruktur bei dem Warenhaus. Die SZ hatte am Montag ausführlich über den Sanierungsplan für Karstadt berichtet. Karstadt wolle rund ein Zehntel seiner Stellen streichen. Im kommenden Jahr solle es in 83 Filialen noch 8170 Vollzeitstellen geben und damit 1271 weniger als derzeit. Hinzu kommen rund 330 Stellen wegen der Schließung von sechs Filialen in diesem Jahr. Weitere acht bis zehn Standorte stehen nach Angaben der Karstadt-Spitze auf dem Prüfstand. Zudem wolle Karstadt laut Zeitung einen Teil der Mitarbeiter in neu geschaffene Warenservice-Teams beschäftigen. Diese Mitarbeiter, die vor allem die Ware auspacken und die Regale einräumen, sollen dann nach dem niedrigeren Tarifen der Logistikbranche bezahlt werden. Davon könnten laut Gewerkschaft bis zu 1100 Mitarbeiter betroffen sein. In der schriftlichen Mitteilung des juristischen Beistands wird diese Behauptung dementiert:
„Es besteht nicht die Absicht und es wurde bis jetzt auch zu keinem Zeitpunkt gefordert, dass Mitarbeiter von Karstadt nach Tarifen der Logistikbranche bezahlt werden“, heißt es in der Mitteilung. Ein Pressesprecher des Konzerns war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Unterdessen berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung in der Dienstagsausgabe, dass das Sanierungs- und Sparprogramm für den Warenhauskonzern Karstadt konkrete Formen annimmt. Wie die WAZ aus Verhandlungskreisen erfuhr, sind die Gespräche der Unternehmensleitung mit Arbeitnehmervertretern zum Teil schon weit fortgeschritten. Geplant seien unter anderem Altersteilzeit- und Abfindungsangebote, eine Transfergesellschaft zur Umschulung von Karstadt-Beschäftigten sowie Modelle für die Rente mit 63. In einem nächsten Schritt soll es um einen Sozialplan gehen. Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt warnte die Karstadt-Führung davor, „auf Kosten von Kundennähe und Service“ zu sparen. Der Betriebsratschef stelle sich auf schwierige Verhandlungen ein. Auch die WAZ-Recherchen haben ergeben, dass die Karstadt-Geschäftsführung die Mitarbeiter in den Filialen in drei Gruppen einteilen wolle - in Verkäufer, Kassierer und Wareneinräumer. Plänen der Karstadt-Führung zufolge soll es bundesweit acht sogenannte Kopffilialen geben, die unter anderem für die Sortimente an mehreren Standorten zuständig sind. Dortmund und Köln sind als Kopffilialen für NRW vorgesehen. (diwi)