Karriere-Aussichten

Karriere-Aussichten Rosige Aussichten für Logistikstudenten Krise war gestern. Heute ist Aufschwung. Mit dem Resultat: In der Logistikbranche werden vermehrt Jungakademiker eingestellt. Dienstleistungsorientierte Teamplayer mit Praxis-erfahrung haben exzellente Karriere-Aussichten. Experten sagen der Logistikbranche und dem Logistikstandort Deutschland eine blühende Zukunft voraus. Und Branchen, die wachsen, haben Bedarf an neuen Mitarbeitern. Wer eine Karriere in der Logistik anstrebt, hat also gute Karten. Auch Jungakademiker sind bei Speditionen sowie Handels- und Industriefirmen gefragt. Das zeigen Recherchen der VerkehrsRundschau. Auf Absolventen, die die Anforderungen der Betriebe erfüllen, warten also viele Möglichkeiten, interessante Aufgaben und vielfältige Aufstiegschancen. Rund 130 Hochschulen in ganz Deutschland verfügen über ein logistisches Studienangebot – Abiturienten können wählen zwischen Universität, Fachholschule (FH) oder Berufsakademie (BA). „Wir halten sehr viel vom Praxisbezug. Deshalb werden Bachelor-Absolventen mit dualer Ausbildung oder vertiefter Praxis bei Dachser sehr gerne eingestellt“, sagt Petra Hunger, PR-Referentin in dem Unternehmen. Bevorzugt entscheide sich der Logis-tikdienstleister für Studenten der Studiengänge Logistik, Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Logistik, Internationales Management, Informatik, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Aber auch Uni-Absolventen haben gute Chancen auf eine Stelle – sofern sie während der Ausbildung praktische Erfahrung sammeln. „An der Hochschule lernen die Studenten die wissenschaftlichen Grundlagen, bei uns die echte Praxis“, sagt Matthias Honold, Geschäftsführer der Honold Logistik Gruppe. Derzeit beschäftigt er vier BA-Studenten, die während ihrer Ausbildung die einzelnen Bereiche bei Honold durchlaufen. „Wir haben die Anzahl der BA-Studenten von zwei auf vier erhöht, da der Bedarf an Jungakademikern steigt.“ Das liege am Wirtschaftswachstum und an den steigenden Anforderungen an Logistiker, die aus zunehmend komplexeren Ausschreibungen und Projekten resultieren. „Letztlich ist es für alle Beteiligten einfacher, wenn die Studenten schon während des Studiums das Unternehmen kennenlernen. Zudem sorgt es für frischen Wind“, meint Honold. Einzelkämpfer sind unerwünscht Neben praktischen Fähigkeiten zählt die Persönlichkeit der Bewerber zu den wichtigsten Einstellungskriterien. Einzelkämpfer sind unerwünscht sowie Kandidaten, die nicht über den Tellerrand hinwegblicken. „Unsere Führungspersönlichkeiten brauchen neben Managementfähigkeiten auch Weitblick für technologische Entwicklungen und Fingerspitzengefühl für die Weltmärkte. Neben der fachlichen Spezialisierung ist die BASF deshalb vor allem an der Persönlichkeit des Bewerbers interessiert. Dazu zählen Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, unternehmerisches Handeln, interkulturelle Orientierung und Kommunikationsfähigkeit“, erklärt BASF-Pressesprecherin Alexandra Kutschenreuter. Mitarbeiter als Aushängeschild Die starke Ausrichtung auf die persönlichen Fähigkeiten liegt in der Natur der Branche. Die Mitarbeiter haben oft einen engen Kontakt zum Kunden und gelten damit als Aushängeschild des Unternehmens. „Deshalb sollten unsere Beschäftigten beigeisterungsfähig, motiviert, teamorientiert und engagiert sein: Nur wer Spaß an der Arbeit und am lebenslangen Lernen hat, ist in der Lage, wirklich gute Leistungen zu bringen“, bestätigt Petra Hunger. Viele Hochschulen richten ihre Studiengänge darauf aus. „Wir bieten eine sehr generalistische Ausbildung, wobei die Schwerpunkte auf Technik, Ökonomie und sozialer Wissenschaft liegen“, erzählt Professor Thomas Wieske, Direktor des Instituts für Logistikrecht & Riskmanagement an der Hochschule Bremerhaven. Interessierte können dort die Studiengänge Transportwesen/Logistik mit dem Abschluss „Bachelor of Engineering“ und Logistics Engineering and Management mit dem Abschluss „Master of Science“ belegen. Nach Wieskes Erfahrung achten die Firmen sehr genau darauf, an welcher Hochschule ein Student seinen Abschluss gemacht hat. „Die Ausbildungsschwerpunkte und die Erfahrung einer Ausbildungsstätte tragen stark zum späteren Erfolg der Absolventen bei. Da bei uns ein Schwerpunkt auf Technik liegt, stellen Firmen wie BMW oder Kühne+Nagel gerne unsere Leute ein.“ Die Karrierechancen seiner Studenten schätzt Wieske als überaus gut ein. „Lo-gistik ist eine dynamische Branche, die boomt.“ Bedarf an Logistikern haben neben Speditionen auch alle global agierenden Hersteller, Versandhäuser und Handelsketten. „Absolventen können bei BMW in Südafrika oder Schenker in Neuseeland arbeiten – die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt.“ Da verwundert es kaum, dass sich die Studentenzahlen an der Hochschule Bremerhaven im Bereich Transport und Logistik in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt haben. „Die Branche hat enorm an Image gewonnen. Für viele junge Leute ist Logistik reizvoll“, meint Wieske. Das kann Lukas Maier bestätigen. Er studierte an der dualen Hochschule Baden-Württemberg BWL mit dem Schwerpunkt Spedition, Transport und Logistik und arbeitete parallel bei Honold, wo er im Oktober 2010 nach seinem BA-Studium im Bereich Tendermanagement eingestellt wurde. „Bei einem Ferienjob in einer Spedition kam ich das erste Mal mit dem Thema Logistik in Berührung. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, erzählt Maier. 2007 startete er daraufhin sein Studium, das sechs Theorie- und sechs Praxissemester beinhaltete. „Für mich war das genau die richtige Entscheidung. Die Ausbildung war sehr praktisch orientiert. Das hat mir gefallen.“ „Ferienjob gab den Ausschlag“ Ob auch Mario Simons nach seinem Mas-ter-Studiengang an der Universität Duisburg-Essen so schnell einen Job findet, wird sich in wenigen Monaten herausstellen. „Natürlich schaue ich mir schon jetzt Stellenangebote an. Derzeit konzentriere ich mich aber vor allem auf meine Master-Abschlussarbeit“, erzählt der 28-Jährige, der Vertreter in der Fachschaft Logistik ist und derzeit im dritten von vier Semestern Technische Logistik studiert. Vor seinem Studium hat er eine Ausbildung zum Informatikkaufmann bei Dr. Oetker absolviert. Im Rahmen der Ausbildung landete er im Bereich Logistik – und war begeistert. „Weil meine Karriere-Aussichten mit Studium besser ausfallen, entschied ich mich nach der Ausbildung noch den Bachelor und Master draufzusetzen“, erklärt Simons. Präferieren würde er eine Anstellung in einem Industrieunternehmen. „Ich glaube, dass dort die Aufgaben vielfältiger als in einer kleinen Spedition sind“, sagt Simons. Vor allem legt er Wert auf eine sichere Anstellung in einer gesunden Firma, die nachhaltig agiert. „Meine Arbeit soll mir Spaß machen. Und in ein paar Jahren könnte ich mir vorstellen, auch Führungsverantwortung zu übernehmen – obwohl ich nicht der Typ bin, der einen Vorstandsposten anstrebt.“ Jungakademiker, die die erste Hürde genommen haben und eine erste Stelle gefunden haben, erwarten meist flache Hierarchien und unbegrenzte Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten. „Bei uns steigen viele Absolventen über das Traineeprogramm ein“, sagt Linda Afsaoui, Mitarbeiterin im Competence Center Personalmarketing von Schenker Deutschland. Für Uni-Absolventen, die schon zwei bis drei Jahre Berufserfahrung sammeln konnten, bietet das Unternehmen das Entwicklungsprogramm „Young DB Schenker“ an. „Ziel ist es, Mitarbeiter gezielt nach ihren Fähigkeiten und Interessen zu fördern, sie zu motivieren und von unserer Firma zu begeistern – und natürlich auch, sie auf spätere Führungsaufgaben vorzubereiten.“ Auch junge Leute, die es ins Ausland zieht, können sich diesen Traum erfüllen. So steht den Absolventen etwa bei DB Schenker auch der internationale Karriereweg offen – über Entwicklungsprogramme oder den klassischen Auslandsaufenthalt. Kurz: „Je nach Neigung werden Mitarbeiter auf ihre Karriere als Spezialist oder Generalist mit Führungsaufgabe vorbereitet, so dass ihnen der Weg bis in die Führungsspitze offen ist“, so Hunger von Dachser. ❙❚■ Tanja Strauß, freie Journalistin Steigt wieder kräftig an: der Bedarf an Jungakademikern in der Logistikbranche Karriere-Aussichten Im Logistiksektor steigt die Zahl der Akademiker Die Beschäftigungszahl von Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern sowie der Ingenieure ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Selbst im Krisenjahr 2009 erhöhte sich die Zahl der abhängig Beschäftigten in diesem Bereich. „Im Logistiksektor ist die Zahl der beschäftigten Akademiker in diesen Berufen in den letzten Jahren ebenfalls nach oben gegangen“, so Judith Wüllerich von der Bundesagentur für Arbeit. Auch die Nachfrage nach Betriebs- und Volkswirten sowie nach Wirtschaftsingenieuren hat wieder deutlich angezogen. „So wurden 2010 40 Prozent mehr Stellen für Wirtschaftsingenieure und 21 Prozent mehr Stellen für Betriebs- und Volkswirte bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet als noch ein Jahr zuvor“, erklärt Wüllerich. ts „Kreativität bleibt oft auf der Strecke“ Welche Karriere-Aussichten Jungakademiker haben und was sie können sollten, sagt Douglas-Logistikchef Michael Krings. Wie gut stehen die Chancen für Jungakademiker, in Ihrem Unternehmen Karriere im Bereich Logistik zu machen? Michael Krings: Jungakademiker haben bei uns gute Chancen. Aufgrund der flachen Hierarchien können sie schnell Verantwortung für eigene Projekte und Themen übernehmen. Wir bevorzugen insbesondere Diplom-Kaufleute beziehungsweise Diplom-Betriebswirte, die ihren Abschluss an der Berufsakademie oder an der Fachholschule gemacht haben – gerne auch mit einer abgeschlossenen Lehre als Groß- oder Einzelhandelskaufmann sowie Speditionskaufmann. Worauf achten Sie, wenn Sie Jungakademiker einstellen? Gute Noten sind eine Grundvoraussetzung. Besonders wichtig ist ein gutes Zahlenverständnis. Da wir uns in einem sehr emotionsgetriebenen Markt befinden, legen wir großen Wert auf eine gute Kommunikationsfähigkeit – dazu zählen auch Fremdsprachenkenntnisse – und eine überdurchschnittliche emotionale Intelligenz. Gleichzeitig wünschen wir uns Menschen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Das lässt sich oft durch eine Lehre oder Praktika belegen. Entscheidend ist ein Gespür, Verbesserungspotenziale selbstständig zu erkennen und Maßnahmen für deren Erreichung zu formulieren und einzuleiten. Leider bleibt in den immer mehr verschulten Ausbildungsgängen die Kreativität oft auf der Strecke. Welche Laufbahn können Jungakademiker in Ihrem Unternehmen einschlagen? In der Regel beginnen diese als Projektmitarbeiter oder je nach Vorkenntnissen als Projektleiter für ein definiertes Thema. Wer sich hier bewährt und weitere Aufgaben übernimmt, kann eine Team- oder Abteilungsleitung übernehmen. ts Interview Michael Krings Tipp So starten Sie richtig durch Wer in der Welt der Logistik von Anfang an richtig durchstarten will, sollte sich schon während des Studiums auf seinen Berufseinstieg vorbereiten. „Momentan stehen die Chancen für Jungakademiker in dieser Branche sehr gut“, sagt Sabine Heinrich, Assistentin in der Personalberatung Hertzog & Partner mit Sitz in Hamburg. Sie verrät, wie der Berufseinstieg und die Karriere bestmöglich klappen: Spezielle Logistikstudiengänge sind besonders begehrt bei Speditionen sowie Industrie- und Handelsunternehmen. Aber auch Betriebswirte, Wirtschaftsingenieure, -informatiker und IT-Spezialisten werden gesucht. Bereits während des Studiums sollten Studenten Fächer belegen, die sich intensiv mit dem Themenfeld Logistik auseinandersetzen. Ohne fachliche Erfahrung geht es kaum: Praktika in möglichst vielen Teilgebieten der Logistik oder die Tätigkeit als Werkstudent eignen sich hervorragend, um die Branche besser kennenzulernen. Gute Möglichkeiten bietet auch das Studium an der Berufsakademie. Die theoretische Ausbildung an der Berufsakademie ist mit der praktischen Ausbildung in einem Unternehmen verknüpft (duales System). Die Arbeitgeber legen immer größeren Wert auf sogenannte Soft-Skills: Bewerber sollten eine ausgeprägte Dienstleistungs- und Lösungsorientierung, Eigeninitiative, Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke mitbringen. Fremdsprachen-Kenntnisse und Auslands-aufenthalte sind in der international aufgestellten Branche unerlässlich. Wer rechtzeitig Kontakte knüpft und sich ein Netzwerk aufbaut, erhöht seine Chancen, unmittelbar nach dem Studium eine gute Position zu ergattern. Online-Netzwerke, Jobportale oder Datenbanken von Personalberatern eignen sich gut, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern und den Lebenslauf zu hinterlegen. ts

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