Kampf um jeden Tropfen

Seit Monaten touren 25 Scania G 410 durch Deutschland und Österreich. Die Schweden schicken den "Green Truck 2014" auf Tour, um zu beweisen, wie sparsam ihr SCR-only-Motor arbeitet. Die Idee der VerkehrsRundschau beim Green Truck: die Zugmaschine mit den niedrigsten CO2-Emissionen im standardisierten VR-Profitest zu küren. Inzwischen hat sich der seit 2011 vergebene Titel als Indiz für hohe Kraftstoffökonomie durchgesetzt - da er auf Basis eines echten Praxistests vergeben wird. An der Wahl zum Green Truck nehmen alle Fahrzeuge teil, die den Profitest der VR durchlaufen, die am nach gleichem Schema durchgeführten Euro Truck Test teilnehmen - und neuerdings auch Fahrzeuge, die zum eigens geschaffenen Green Truck Event antreten. Für realistische Bedingungen sorgt neben einem Referenzfahrzeug eine Mindestgeschwindigkeit von 80 km/h auf der knapp 500 Kilometer langen Testrunde. Die wird zu drei Vierteln mit 40 Tonnen , zu einem Viertel mit 24 Tonnen Gesamtgewicht befahren. Damit es realistisch bleibt, müssen alle Komponenten die am Fahrzeug verbaut sind, zum Zeitpunkt des Tests für den Kunden kaufbar sein, alle technischen Rahmenbedingungen den gesetzlichen Vorschriften entsprechen - oder im Falle etwa der Reifenluftdrücke den Herstellervorgaben. Die VR verzichtet außerdem auf den Einsatz aerodynamisch verkleideter Trailer. Stattdessen kommen handelsübliche Sattelcurtainsider von Kögel, Krone und Schmitz Cargobull zum Einsatz. Immer für Überraschungen gut Trotz langjähriger Erfahrung im Testbereich führt der Test immer wieder zu Überraschungen - wie auch beim Green Truck 2015. Grundsätzlich liegt die Vermutung nahe, dass SCR-only-Motoren Vorteile haben. Denn für die CO2-Emissionen, bei denen der Harnstoff keine Rolle spielt, kalkulieren wir Adblue nicht mit. Zudem bedeutet der Verzicht auf die mechanisch schwere Abgasrückführung Vorteile beim Gewicht - das bei der Kalkulation der Umweltpunkte durchaus eine Rolle spielt. So war es also nicht verwunderlich, dass der Scania G 410 Highline aus dem Euro Truck Test 2014 mit einem Dieselverbrauch von 23,04 l/100 km im letzten Jahr die Krone davon trug. Dass es durchaus etwas mehr sein darf, ohne dass der Verbrauch ins Uferlose steigt, demonstrierte Scania aktuell mit dem neu ins Programm genommenen 450-PS-Sechszylinder, der jetzt ebenfalls als SCR-only-Motor zur Verfügung steht. Mit Topline-Kabinen ausgestattet und in Fernverkehrs-tauglicher R-Version taugt der große Scania uneingeschränkt auch für weite Strecken. Entsprechend eigener Philosophie verfügte er über den neuen, Verlustleistungs-reduzierten Retarder. Zudem haben die Schweden CCAP weiter verfeinert, vor allem aber die Eco-Roll-Funktion präzisiert und das Rollen in Neutral funktioniert jetzt auch ohne Aktivieren des Tempomaten. Trotz, oder vielleicht auch wegen der Konfiguration mit großer Kabine, genehmigte sich der 450er schmale 0,3 l/100 km mehr als der "kleine" 410er. Immerhin war er 0,4 km/h schneller - auf dem Papier ein kleiner Wert, in der Praxis auf der VR-Testrunde aber passend für die höhere Leistungsklasse. In der ewigen Green-Truck-Liste konnte der R 450 seinen Konzernbruder dennoch nicht vom Thron stoßen. Das aber wollte Mercedes. Mit dem 1843, der über den kompakten 10,8-Liter-Sechszylinder verfügt, schaffte man das nicht. Beim Euro Truck Test 2014 kam er auf 24,08 l/100 km im Mittel. Umso verwunderter war das Tester-Team der VR, als Mercedes mit dem 1842 antrat. Per se wird dem knapp 13 Liter großen Reihensechser ein höherer Grundverbrauch attestiert. Zudem verfügt der 42er über Top Torque, eine Drehmomenterhöhung im höchsten Gang von 200 Nm. Nach dem Motto "von nix kommt nix", kostet das Plus an Drehmoment aber Kraftstoff. Mehr Hubraum, weniger Verbrauch Dennoch schafft der Actros am Ende die - man muss schon sagen - Sensation. Als erster Lkw absolvierte er den VR-Profitest mit einem Verbrauch unter 23 l/100 km, 22,63 um exakt zu sein. Mit 80 km/h im Mittel legt er bei der vorgegebenen Mindestgeschwindigkeit eine Punktlandung hin. Obwohl er auch wegen der Abgasrückführung mit 7520 Kilo deutlich schwerer ist als seine Konkurrenten aus Södertälje, setzt er sich mit 7341 Umweltpunkten vor den G 410 (7413 Pkt.) sowie den R 450 (7392 Pkt.). Auf Platz fünf und sechs, knapp hinter dem Actros 1843, platzieren sich mit dem Volvo FM 450 sowie dem Iveco Stralis 440 S 42 zwei weitere Sparmeister. Alle liegen deutlich über 7000 Punkten. Abgeschlagen präsentieren sich die "Power-Trucks" Scania R 730, Actros 1863 oder MAN TGX 18.560. Zwar sind sie für sich gesehen trotz hoher Leistung sparsam. Wegen hoher Leergewichte und einem Dieselkonsums jenseits der 25 l/100 km spielen sie aber beim Umweltranking keine Rolle. Das komplette Ranking Green Truck, das wir mit dem neuen Testprocedere im Mai 2014 auf aktuelle Werte umgestellt haben, findet sich kostenlos im Internet unter: verkehrsrundschau.de/umweltranking

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