Hamburg. Die Kühne Logistics University (KLU) hat in Partnerschaft mit dem Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel ein unabhängiges Forschungszentrum für nachhaltige Logistik und Lieferketten in Hamburg ins Leben gerufen. Eröffnet wurde das Zentrum bereits am 1. September.
Die wissenschaftliche Hochschule auf dem Gebiet der Logistik und der global tätige Logistikdienstleister wollen nach eigenen Angaben dazu beitragen, die Hansestadt als internationale Wissensdrehscheibe für nachhaltige Logistik zu etablieren.
„Durch die Coronakrise wurde der weltweite CO2-Ausstoß erheblich reduziert. Wie schaffen wir es, unsere Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen und die bereits wieder ansteigenden Emissionen dauerhaft zu senken? Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet, beides miteinander in Einklang zu bringen“, sagte Professor Thomas Strothotte, Präsident der KLU, bei der Eröffnung. Das neue Forschungszentrum wolle hierzu maßgeblich beitragen.
K+N übernimmt Finanzierung für fünf Jahre
Die Grundfinanzierung übernimmt K+N für die ersten fünf Jahre, danach soll das Forschungszentrum durch regionale und internationale Kooperationen finanziert werden.
Otto Schacht, Mitglied der Geschäftsleitung von Kühne + Nagel International, betonte, wie wichtig dem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit sei. „Mit dem Net Zero Carbon-Programm hat Kühne + Nagel eine Vorreiterrolle in der Logistikindustrie eingenommen: Bis 2030 werden wir komplett klimaneutral sein […]“. Deshalb wolle K+N zusammen mit der KLU die Erforschung von innovativen, nachhaltigen Logistiklösungen vorantreiben.
Dekarbonisierung der Logistik als „Mammutaufgabe“
Die sogenannte Dekarbonisierung der Logistik zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes sei eine Mammutaufgabe und von überragender Relevanz und Dringlichkeit, betonte der akademische Direktor des Zentrums, Moritz Petersen. So seien logistische Aktivitäten für etwa zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Er warnte davor, allein auf umweltfreundliche Technik zu setzen: „In den letzten Jahrzehnten sind die Emissionen pro transportierter Menge durch den effizienteren Einsatz von Kraftstoffen stark gesunken. Die Transportmenge wächst aber so rasant, dass die Emissionen insgesamt steigen statt zu fallen.“
Aus der Forschung seien viele Stellschrauben bekannt, mit denen die Reduktionsziele, zum Beispiel der Europäischen Union, erreicht werden könnten. Logistiker dürften dabei aber nicht alleine gelassen werden, sondern es bedürfe der Mitwirkung aller Akteure in den Lieferketten. „Wir freuen uns hierzu auf Fragen aus der Praxis und sind offen für gemeinsame Projekte mit Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette“, sagte Petersen.
Nach dem maritimen Forschungszentrum Hapag-Lloyd Center for Shipping and Global Logistics (CSGL) ist das Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) das zweite Industrie-geförderte KLU-Forschungszentrum. (sn)