Wilhelmshaven. Das Scheitern der geplanten Reeder-Allianz zwischen Maersk Line, MSC und der französischen CMA CGM sieht man in Wilhelmshaven gelassen. Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer der Container Terminal Wilhelmshaven JWP-Marketing, geht nach wie vor davon aus, dass die ursprünglich geplanten zwei Dienste aus der P3-Allianz den Jade-Weser-Port (JWP) anlaufen werden. „Bislang hat jedenfalls niemand die Ankündigung zurückgezogen“, sagte Bullwinkel gegenüber der VerkehrsRundschau. Bullwinkel rechnet fest damit, dass zum Jahresende diese Schiffe den JWP anlaufen werden. Davon erwartet er sich einen Schub für den Hafen, so dass auch andere Dienste und Reeder Wilhelmshaven anlaufen werden. „Ich halte dann im nächsten Jahr 400.000 bis 500.000 TEU durchaus für möglich“, prognostiziert Bullwinkel.
Einen Schub bei den Hafenanläufen und den Umschlagzahlen hat der Jade-Weser-Port dringend nötig, denn bisher ist er vor allem ein leerer Hafen. 2013 wurden nur ganze 76.000 TEU (20-Fuß-Container) umgeschlagen. Zum Vergleich: In Hamburg waren es 9,24 Millionen TEU, in Bremerhaven 5,83 Millionen TEU. Bei der Eröffnung des Hafens im September 2012 kursierten Planzahlen, nach denen im ersten Jahr 700.000 TEU umgeschlagen werden sollten Nach fünf Jahren sollte die Vollauslastung von 2,7 Millionen TEU erreicht werden.
Bullwinkel: „Die Zahlen waren illusorisch.“
Bullwinkel, der erst seit August 2013 Chef des von der Kapazität her drittgrößten Containerhafens in Deutschland ist, sind diese Zahlen Luftschlösser. Er verweist darauf, dass die Änderung der Rundläufe in Liniendiensten und damit die Hafenanfahrten bei den Reedern in der Regel nur jährlich erfolge. „Bei dem den meisten Beteiligten klar war, dass die Mengen nicht von heute auf morgen kommen“, so Bullwinkel.
Es gebe mehrere Faktoren, die dafür sprechen, dass der JWP öfter von Reedern angelaufen werde. Dazu gehöre die große Zahl von Ultra-Large-Containerschiffen, die in den nächsten Jahren in den Markt kommen. Diese müssten sich jetzt schon um die knappen Zeitfenster an den Terminals der Seehäfen streiten. Zudem würden die ab 1. Januar 2015 geltenden verschärften Umweltvorschriften in der Nord- und Ostsee dazu führen, dass jede Seemeile noch genauer kalkuliert werde weil die Reeder dazu gezwungen seien mit dem teureren schwefelarmen Treibstoffen zu fahren. Dies spreche für Häfen mit kurzen Revierfahrten wie den JWP.
Auch bei den Logistikansiedlungen im Hafen gibt sich der Hafenchef optimistisch. Bullwinkel sagt, es gäbe mittlerweile eine Vielzahl von Interessenten: „Ich gehe davon aus, dass noch in diesem Jahr das eine oder andere Unternehmen einen Vertrag unterzeichnet.“ (cd/diwi)