Europas Wirtschaft wird angesichts der Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine einer Prognose des IWF zufolge deutlich weniger wachsen als bisher angenommen. Das vorhergesagte Wachstum in hoch entwickelten europäischen Volkswirtschaften dürfte im Jahr 2023 im Schnitt bei 0,6 Prozent liegen, sagte der Direktor der Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds, Alfred Kammer. Das seien noch einmal 0,7 Prozentpunkte weniger als im Sommer angenommen. Für das Jahr 2022 soll das Wachstum bei 3,2 Prozent liegen.
In aufstrebenden europäischen Volkswirtschaften dürfte das Wachstum demnach im Schnitt bei 1,7 Prozent liegen. Das sei ein Prozentpunkt weniger als im Juli prognostiziert. „Das Wachstum wird zurückgehen und die Inflation wird hoch bleiben“, sagte Kammer. Die Prognosen für Europa seien eingetrübt. Die Abwärtsrisiken mit Blick auf das Wachstum würden deutlich überwiegen, fügte er hinzu. Bei der Inflation bestehe hingegen die Gefahr, dass sie höher ausfallen könnte als bisher prognostiziert.
Eine vollständige Unterbrechung der verbleibenden russischen Gaslieferungen nach Europa in Verbindung mit einem kalten Winter könnte zu Rationierung führen, warnte Kammer. Das könnte in einigen mittel- und osteuropäischen Ländern zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von bis zu drei Prozent führen. Eine solche Entwicklung würde außerdem der Inflation weiter Vorschub leisten. Der neue regionale Wirtschaftsausblick für Europa des IWF soll am 24. Oktober veröffentlicht werden. (tb/dpa)