Die Royal Mail hat im ersten Halbjahr rote Zahlen geschrieben und will deshalb Tausende Stellen streichen. Bis August 2023 sollen bis zu 6000 Beschäftigte entlassen werden, wie der britische Postdienstleister am Freitag, 14. Oktober, mitteilte. Das Unternehmen machte vor allem eine Streikwelle für den Schritt verantwortlich. Es handele sich um eine Reaktion auf die Auswirkungen von Arbeitskämpfen, „Verzögerungen bei der Bereitstellung vereinbarter Produktivitätsverbesserungen“ und geringere Paketmengen.
Royal Mail machte im ersten Halbjahr 219 Millionen Pfund Verlust, nach 235 Millionen Pfund Gewinn im Vorjahreszeitraum. Der Mutterkonzern International Distributions Services mit insgesamt rund 140 000 Beschäftigten erwartet nun für das Geschäftsjahr 2022/23 (31. März) einen operativen Verlust von 350 Millionen Pfund (404 Millionen Euro).
Am Vortag hatte die Gewerkschaft Communication Workers Union (CWU) im lang andauernden Streit um höhere Löhne sowie bessere Arbeitsbedingungen erneut zu einem Streik aufgerufen. Bis Jahresende sind weitere Ausstände geplant. „Jeder Streiktag schwächt unsere finanzielle Situation“, sagte Unternehmenschef Simon Thompson. „Die Entscheidung der CWU, schädliche Streiks der Auflösung vorzuziehen, erhöht bedauerlicherweise das Risiko eines weiteren Stellenabbaus.“
Seit Monaten legen Streiks in den verschiedensten Branchen – darunter im Zugverkehr, an Häfen oder im Kommunikationssektor – immer wieder Teile des öffentlichen Lebens in Großbritannien lahm. Die konservative Premierministerin Liz Truss hat angekündigt, das Recht auf Streiks deutlich einschränken zu wollen. (tb/dpa)