Uwe Nestel, Vorstand der SVG Straßenverkehrs-Genossenschaft Württemberg in Stuttgart, zum Pilotprojket der SVG, bei dem sie Kraftfahrer aus Spanien anwirbt und sie für den deutschen Markt trainiert.
Die SVG Straßenverkehrs-Genossenschaft Württemberg wirbt aktuell spanische Fahrer für den LKW-Fahrer-Beruf an und kombiniert ihre Ausbildung mit einem Deutsch- und Integrationskurs. Sie haben das Projekt initiiert. Wie kam es dazu?
Uwe Nestel: Hintergrund der Idee ist der akute Fahrerbedarf in Deutschland. Gleichzeitig ist in Spanien die Arbeitslosigkeit extrem hoch. Da haben wir uns einfach als Mittler dazwischen geschaltet. Die SVG Württemberg und Kravag Hamburg haben das Projekt initiiert. Unterstützt werden wir dabei vom RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft und der Sprachschule Internationaler Bund (IB).
Was vermitteln Sie den spanischen Fahrern?
Das Wichtigste ist natürlich, dass die Fahrer die deutsche Sprache und Mentalität verstehen. Deshalb absolvieren sie zunächst einen Sprach- und Integrationskurs bei der Sprachschule Internationaler Bund. Fahrtechnisch müssen wir sie, da das alles langjährige Fahrer sind, nur für die speziellen Anforderungen im deutschen Nah- und Fernverkehr trainieren, etwa für das Fahren und Rangieren mit Gliederzügen sowie das Auf- und Absetzen von Wechselbrücken. Beides ist in Spanien wenig verbreitet.
Wie viel „kostet“ ein Fahrer aus Spanien?
Die Schulung umfasst insgesamt acht Wochen, davon entfallen zwei Wochen auf das Fahrtraining und sechs Wochen auf den Sprach- und Integrationskurs. Die Kosten liegen bei insgesamt 4000 Euro pro Teilnehmer. Die Kosten tragen müssen die Speditionen, die die Fahrer im Nachgang beschäftigen. Bislang gibt es dafür leider noch keine Fördermittel – wir sind aber dran.
War es leicht, Spanier für Deutschland zu gewinnen?
Die Spanier sind hochmotiviert. Sie wissen, dass sie derzeit in ihrem Land keine berufliche Perspektive haben. Überrascht hat mich die Zurückhaltung der deutschen Unternehmer. Vielleicht müssen viele erst lernen, dass sie für Fahrer künftig mehr Geld ausgeben müssen als bisher. Natürlich spielt bei alledem auch die sprachliche Barriere eine Rolle. Wir bilden ja die Spanier für den deutschen Markt aus, und da sind Deutschkenntnisse sehr wichtig.
Ist das Projekt der Ausweg aus der Fahrermangel-Krise, die Deutschland droht?
Lösen werden wir damit den Fahrermangel sicher nicht. Unser Projekt ist aber ein weiterer, wichtiger Baustein, um diesen abzumildern. Unser Ziel ist es, das Projekt EU-weit auszurollen. Außerdem hoffen wir, dass unser Projekt auch in anderen Bundesländern Schule macht. Wichtigste Säule aber bleibt, dass Unternehmer selbst Berufskraftfahrer ausbilden und auch Migranten und Quereinsteigern eine Chance bieten. Nur in diesem Zusammenspiel bekommen wir den Fahrermangel in den Griff.
Was muss ein deutscher Unternehmer tun, der an spanischen Fahrern interessiert ist?
Entscheidend ist, dass uns ein Unternehmer mindestens drei, vier Monate vor seinem Personalbedarf darüber informiert. Dann können wir ihm helfen.
Interview: Eva Hassa