Interview der Woche

Interview der Woche Wie stark trifft Sie die Brückensperrung? NRW-Verkehrsminister Michael Groschek kündigte soeben wieder eine Teilsperrung der Rheinbrücke Leverkusen nach den Sommerferien an, um die Brücke zu sanieren. Wahrscheinlich gilt diese Sperrung auch für schwere LKW. Wie stark trifft Sie das? Dieses Mal wird uns, das steht zu hoffen, die Sperrung weniger stark treffen, weil die Sperrungen nach derzeitigem Stand nur am Wochenende erfolgen sollen. Dazu nur so viel. Mein persönliches Waterloo habe ich aber erlebt, als die Rheinbrücke Anfang des Jahres für rund vier Monate gesperrt war. Zumal es in unserer Kölner Region viele marode Brücken gibt. Das hört sich dramatisch an! Wie viel Umwegkilometer hatten Sie konkret durch die Sperrung der Rheinbrücke und wie wirkte sich das auf die Fahrtdauer Ihrer LKW aus? Dazu nur ein Beispiel: An einem Donnerstag fuhr einer unserer LKW gegen 15 Uhr leer aus Dormagen zurück an unseren Standort Lindlar. Normalerweise sind das 58 Kilometer und eine Stunde Fahrt. Aufgrund der Sperrung der Leverkusener Brücke und eines Staus im Lövenicher Tunnel entschied sich unser Mitarbeiter, über die Fleher Brücke in Düsseldorf zu fahren. Anstelle von 58 waren es damit 89 Kilometer nach Lindlar. 2,5 Stunden später, um 17.30 Uhr, rief mich die Dispo an, dass der Fahrer in Bensberg-Frankenforst, das liegt etwa 23 Kilometer vor Lindlar, die Autobahn verlassen musste, weil seine Fahrzeit zu Ende war. Das Ergebnis war, dass ein zweiter Mitarbeiter unseren Fahrer und den LKW ablösen und nach Lindlar holen musste. Das war sicher ein Extremfall. Im Schnitt haben wir aber durch die Sperrung der Rheinbrücke 1,5 Stunden mehr Fahrzeit gehabt! Zahlen Ihre Kunden diese Mehrkosten? Die Verladerschaft hat dafür, so bitter das klingt, null Verständnis. Die Kunden zahlen uns weder das Mehr an gefahrener Strecke noch den zeitlichen Mehraufwand, den wir durch die vielen Umwegkilometer haben. Das Schlimmste ist, dass es für unsere Fahrer durch die marode Infrastruktur schwieriger wird, die Abhol- oder auch Zustelltermine einzuhalten, was ebenfalls kein Kunde versteht. Das erhöht den Druck auf unsere Fahrer gewaltig. Ist die Rheinbrücke nur ein Einzelfall oder monieren Sie auch andernorts in Deutschland den Zustand von Brücken und Straßen? Ganz klar: Die Zahl der Schlaglöcher hat zugenommen. Für unsere LKW ist das ein Problem. Oder denken Sie an die jüngsten Hitzeschätzen auf der A93. Aufgesprengte Autobahnen – alles das wäre doch früher kein Thema in Deutschland gewesen! Das Schlimmste für unser Gewerbe sind aber Sperrungen wie im Fall Rheinbrücke und Rader Brücke in Schleswig-Holstein. Tut die Politik aus Ihrer Sicht schon genügend? Was fordern Sie nun von Ramsauer? Ganz im Gegenteil! Deutschland hat zwar aus dem Straßenverkehr enorme LKW-Maut-Einnahmen. Davon fließt aber nur ein Bruchteil in den Ausbau der Infrastruktur. Selbst die jetzt von Bundesverkehrsminister Ramsauer angekündigten Investitionsmittel stopfen nur Löcher, lösen aber nicht unsere Infrastrukturprobleme. ❙❚■ Eva Hassa Nachgefragt bei Willi Kellershohn geboren 1961 in Bensberg. Der gelernte Speditionskaufmann stieg 1980 in die elterliche Spedition in Lindlar ein. Seit 1990 ist Kellershohn alleiniger geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens um was es geht Probleme mit der Infrastruktur Das Transport- und Logistikunternehmen Kellershohn in Lindlar wurde 1894 gegründet, beschäftigt heute 25 Mitarbeiter und hat zehn eigene LKW. Die Firma erwirtschaftete im letzten Jahr einen Umsatz von 2,6 Millionen Euro. Im Interview spricht Firmeninhaber Willi Kellershohn über die massiven Auswirkungen der Sperrung der Rheinbrücke Leverkusen. eh