DB Schenker organisiert sich in Deutschland neu. Was dafür im Landverkehr sowie in der Luft- und Seefracht getan wird und welche Herausforderungen der Umbau für das Unternehmen und die Belegschaft bringt, erklärt Marcel Vogler, Vorstand Landverkehr bei Schenker Deutschland.
VerkehrsRundschau: Was ist bei DB Schenker im Landverkehr los? Fast jeden Monat wird, so unser Eindruck, derzeit ein Standort verlagert oder gar geschlossen.
Marcel Vogler: Nach außen mag dies so wirken. Tatsächlich aber setzen wir Schritt für Schritt die Strategie um, mit der wir im Landverkehr in Europa mehr Wachstum und mehr Effizienz erreichen wollen. Das bedingt natürlich Strukturveränderungen in unserem Unternehmen.
Fallweise schließen Sie aber sogar Standorte wie unlängst in Salzgitter und in Hagen.
Das ist richtig. In Hagen betraf dies aber nur den Landverkehr, den wir nach Lüdenscheidt verlagert haben. Was Salzgitter angeht, werden wir das Stückgutgeschäft zum Großteil von Salzgitter nach Hannover-Langenhagen verlegen und einen Teil nach Magdeburg. Den Standort Braunschweig mit Logistik mit Transportvolumen, Teil- und Komplettladung sowie den Kundenservice lassen wir bestehen. Schließen werden wir in 2017 noch Bremen, wie bereits bekannt, und das Stückgutgeschäft über Oldenburg und Teile über Hamburg abwickeln. Auch am Standort Mühlheim haben wir in 2015 das Stückgutgeschäft nach Duisburg verlagert.
Auch Geschäftsstellen legen Sie zusammen ...
Im Landverkehr sprechen wir nur von Zusammenlegung, wenn wir kleinere Geschäftsstellen an Größere andocken. Da, wo es sinnvoll ist, wie im Fall Trier an Saarbrücken sowie Haiger an Frankfurt/Main.
Aber ist das alles nicht blinder Aktionismus, um auf die Schnelle Kosten zu sparen?
Das sind keine Notschließungen, die Betriebe schreiben keine negativen Ergebnisse. Wir haben eine Strategie nach vorne und wollen weiter wachsen. Mit manchen Standorten geht das nicht, weil dort die Verkehre zu unpaarig sind und wir dadurch zu hohe Produktionskosten haben. Darüber hinaus integrieren wir die Administration und reduzieren zusätzlich die Overhead-Kosten. Beispiel Saarbrücken: Das ist eine Geschäftsstelle, die Air & Ocean, Landverkehr und Logistik sehr erfolgreich anbietet. Eine kleinere Geschäftsstelle wie Trier könnte ein solches Portfolio nicht vorhalten – allein aus Overhead-Kostengründen nicht.
Was verbleibt denn dann noch in Geschäftsstellen, die Sie an Größere andocken?
Unsere Maßnahmen betreffen rein den Overhead, also zum Beispiel die Position des Geschäftsstellenleiters. An der operativen Basis brauchen wir dagegen Qualität, weil die Geschäftsstellen operativ eigenständig bleiben. Vor Ort brauchen wir also weiterhin den System-Freight-Leiter oder Terminal-Leiter, Vertrieb und Kundenservice, Nahverkehrs-Disposition im Stückgutgeschäft und Abrechnung. Wobei sich diese im Zuge unserer MyMistral-Einführung in Deutschland in 2017 zentraler gestalten ließe. Zudem bündeln wir fallweise die Teil- und Komplettladungs-Disposition in größeren Geschäftsstellen.
Wie viele Geschäftsstellen hat Schenker aktuell im deutschen Landverkehr, wie viele sollen es mittelfristig sein?
Aktuell haben wir 46 Geschäftsstellen plus das Zentralhub in Friedewald. Künftig werden es 42 Geschäftsstellen sein plus Zentralhub in Friedewald.
Ist der Schließungs-Prozess nun abgeschlossen?
Ja, dieser Schließungsprozess ist abgeschlossen. In einem dritten Szenario haben wir aber zwei Standorte unter ein gemeinsames Management gestellt, zum Beispiel Waldlaubersheim unter Frankfurt/Main und Bad Krotzingen unter Appenweier.
Wie viel Euro will Schenker durch diesen Umbau jährlich einsparen?
Durch die angesprochenen Maßnahmen erreichen wir die Senkung unserer Produktionskosten sowie die Reduzierung der Overhead-Kosten. Alles in allem – inklusive der Standort-Schließungen – sprechen wir hier von Einsparungen in siebenstelliger Höhe.
Wie viele Mitarbeiter wird Schenker hierzulande im Landverkehr abbauen?
Mitarbeiter, die gut sind, werden wir nicht gehen lassen. Grundsätzlich ist es so, dass wir unsere Mitarbeiter halten wollen, um das geplante Wachstum umsetzen zu können. Wir machen ja, wie gesagt, keine Notschließungen wegen des Ergebnisses, sondern weil wir wachsen wollen.
Welches Wachstumsziel haben Sie sich im europäischen Landverkehr in 2017 gesetzt?
Wir wollen unsere Marktführerschaft im europäischen Landverkehr weiter ausbauen. Unser Ziel sind vier Prozent Wachstum im Landverkehr mit Schwerpunkt in Europa.
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.