VerkehrsRundschau: Wo liegen Ihre Prioritäten in Ihrem ersten Jahr als CEO von Buss Port Logistics?
Marco Neelsen: Erst einmal steht die Übergabe mit meinem Vorgänger Heinrich Ahlers im Vordergrund. Wir wollen unseren erfolgreichen Kurs fortführen und die bestehenden Projekte weitertreiben. In zweiter Linie geht es darum, das Geschäft von Buss Port Logistics national, aber mit klarem Fokus auch international auszubauen. Meine internationale Erfahrung war ja einer der Gründe für meine Einstellung.
Sie waren zehn Jahre im Ausland aktiv, zuletzt auch in Bahrain. Wo sehen Sie denn die Potenziale für ein Unternehmen, das traditionell eher national ausgerichtet ist?
Ein Vorteil von Buss ist, dass wir Know-how in Geschäftszweigen haben, die nicht von vielen anderen Unternehmen abgedeckt werden. Dazu zähle ich beispielsweise den Stückgutbereich und die Projektlogistik sowie Offshore-Windenergie. Das sind Spezialbereiche, die auch im Ausland nachgefragt werden. Als Traditionsunternehmen ist Buss Port Logistics als Partner für Regierungen und Unternehmen interessant, die an ihren Hafenstandorten neues Geschäft aufbauen wollen.
Buss hat zuletzt einige Schritte im Logistikgeschäft gemacht. Sehen Sie persönlich Potenzial darin?
Wir sind sicher kein klassischer Logistikdienstleister, sondern eher ein Hafenlogistiker. Aber ich denke, um heute in den Märkten bestehen zu können oder auch im Ausland den Wettbewerbern etwas voraus zu haben, ist es wichtig, einen größeren Teil der Logistikkette abzudecken. Und dazu gehört eben nicht nur die Kaikante zu bewirtschaften, sondern den Kunden auch in den angrenzenden Bereichen Wertschöpfung anzubieten.
Buss Port Logistics hat sich mit seinen Standorten in Eemshaven und Saßnitz in der Offshore-Logistik etabliert.
Ist das eines der überragenden Geschäftsfelder für die nächsten Jahre?
Offshore-Logistik bleibt ein Geschäftsfeld mit sehr viel Fokus für uns. Allerdings wird die Neubautätigkeit bei den Windparks in 15 Jahren zurückgehen. Deshalb heißt es, dass wir rechtzeitig umschwenken und Angebote in den Bereichen Reparatur, Logistik und Wartung machen. Wir werden in der Offshore-Logistik weiter wachsen und uns im Offshore-Windbereich auch mittelfristig breiter aufstellen.
Reichen Ihre beiden derzeitigen Standorte für Offshore-Logistik, Eemshaven und Saßnitz, dafür aus?
Aus momentaner Sicht ja. Aber ich denke, dass es im Nordseebereich, zum Beispiel im Hinblick auf Großbritannien, Frankreich oder die Benelux-Länder, definitiv weitere Potenziale gibt, die wir als Buss Port Logistics für uns erschließen können. Konkretes kann ich aber derzeit noch nicht sagen.
Wie sieht es denn mit der Zukunft des Buss-Hansa-Terminals am Standort Hamburg aus? Die Nutzungsrechte im mittleren Freihafen erlöschen 2016. Wird Buss eines der ersten Opfer der Olympiabewerbung der Hansestadt?
Bezüglich unserer weiteren Entwicklung in Hamburg sind wir in Gesprächen mit der Stadt, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Deshalb möchte und kann ich zum jetzigen Zeitpunkt zu diesem Thema nichts sagen. Wir sind allerdings sicher, dass wir in Hamburg auch an der Kaikante eine Zukunft haben.
Das Interview führte VR-Korrespondent Björn Helmke
Um was es geht: Neuer Chef bei Buss Port Logistics
Führungswechsel in einer interessanten Zeit: Einerseits hat Buss Port Logistics das Geschäft an mehreren Hafenstandorten weiterentwickelt und mischt in der Offshore-Windenergie mit. Andererseits droht dem Logistikunternehmen wegen der Hamburger Olympiabewerbung der Verlust des angestammten Buss-Hansa-Terminals. Der neue CEO Marco Neelsen soll helfen, in Hamburg eine Lösung zu finden und die internationale Expansion vorantreiben. (hel)