Paris. Infolge von Blockaden mehrerer Raffinerien durch Bauarbeiter, die sich der Protestbewegung „gilets jaunes“ - zu deutsch: Gelbwesten - angeschlossen haben, können zahlreiche Tankstellen in der Bretagne seit gestern nicht mehr mit ausreichend Benzin und Dieselstreibstoff versorgt werden. Der Präfekt des Finistère hat daraufhin Beschränkungen beim Tanken verfügt, um „den größtmöglichen Zugang zum Treibstoff zu garantieren und sicherzustellen, dass die Notfall- und Unfalldienste weiter intervenieren können”. Auf 30 Euro für Leichtfahrzeuge unter 3,5 Tonnen und 200 Euro für Lkw lautet die Begrenzung. Benzin-Tanken in mitgebrachten Kanistern ist verboten, außer, wenn dafür eine direkte Begründung aus professionellen Gründen vorgewiesen werden kann.
Seit dem 27. November ist das Treibstofflager in Lorient (Morbihan) blockiert. Der Protest richtet sich gegen den ab 1. Januar vorgesehenen Stop von steuerfreiem Diesel (gazole non routier – GNR), der nicht für den Straßenverkehr verwendet wird und von dem bislang die davon betroffenen Unternehmen profitiert haben.
In der Hafenstadt Brest haben Bauarbeiter ihre Signalwesten orange eingefärbt, um sich auch optisch non den „gilets jaunes“ zu unterscheiden. Seit Mittwoch letzter Woche blockieren sie mit schweren Baufahrzeugen, Lkw und Baustellen-Kränen das Depot in Brest und haben auf den dorthin führenden Schienen Bungalows installiert. Seit Freitag wird kein Lkw mehr durchgelassen.
In Saint-Nazaire versperren die „gilets jaunes“ seit Montag früh, 7 Uhr, die Zufahrten zum Treibstofflager in Donges (Loire-Atlantique). Das größte Lager in der Bretagne in Vern-sur-Seiche (Ille-et-Vilaine) nahe Rennes soll dagegen bislang noch normal arbeiten können.
Die Blockaden weiten sich auf andere Gegenden aus. So haben in Le Mans rund 250 „gilets jaunes“ das dortige städtische Lager besetzt. Frankreich zählt insgesamt 203 Treibstofflager. 90 davon dienen ausschließlich der Versorgung von Tankstellen und acht der von Raffinerien. 48 Prozent der landesweiten Lagerkapazitäten entfallen auf die Normandie und die Region Sud-Paca an der Rhône. Geringer sind die Kapazitäten in der Bretagne, im Pays-de-la-Loire und in Korsika. Der Staat selbst verfügt über Spritreserven für maximal drei Monate. (jb)