Interview: "In 15 Minuten an der Rampe"

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Hebel an Ihren Lagerstandorten, um die Abläufe an den Rampen zu optimieren? Ulf Kunz: Die Optimierung an den Rampen ist in erster Linie eine Frage der Organisation und Kommunikation. Wichtig ist, dass man sich mit den einzelnen Betroffenen abstimmt, permanent mit Lieferanten und Logistikdienstleistern kommuniziert und so Lösungen für Engpasssituationen findet. Besonders wirksam waren für uns die Gespräche mit den großen Einzugsspediteuren und Sondervereinbarungen mit diesen im Rahmen der Zeitfenstersteuerung. Gibt es bei Ihnen keine Schlangen an den Rampen? Seit der Einführung der Zeitfenstersteuerung können wir dies gemäß den Regeln messen, die die GS1 erarbeitet hat. Sie können davon ausgehen, dass über 90 Prozent der LKW, die pünktlich in ihrem Zeitfenster ankommen, auch innerhalb einer Viertelstunde an der Rampe stehen. Welche Zeitfenstersteuerung setzen Sie ein? Wir arbeiten mit Mercareon. Kaiser's Tengelmann hat die Beschaffungslogistik umgestellt und mit mehr als 100 Lieferanten Abholvereinbarungen getroffen. Inwieweit hat sich das auf die Rampensituation in den Lägern ausgewirkt? Das hat sich im Wesentlichen positiv ausgewirkt. Wir konnten viele Einzelanlieferungen zu Sammelanlieferungen bündeln. Dadurch werden wir von weniger LKW angesteuert und benötigen weniger Zeitfenster als bisher. Pro LKW wird mehr Ware angeliefert, die Zahl der Andockvorgänge sinkt. Bis hin zur Steuerung des Mindesthaltbarkeitsdatums in der Frischeabteilung haben wir nur Vorteile von der Beschaffungslogistik. Finden die mit der Abholung beauftragten Frachtführer bei der Industrie befriedigende Abfertigungsbedingungen vor? Das ist eine spannende Frage, mit der wir uns in Kürze befassen. Da bisher keine Beschwerden vorliegen, gehe ich aber davon aus, dass es zumindest keine größeren Probleme gibt. Was können Spediteure und Transportunternehmer dazu beitragen, die Wartezeiten an den Rampen zu verkürzen? Wer mit festem, deutschsprachigem und höflichem Fahrpersonal arbeitet und über vernünftige Kommunikationssysteme verfügt, der hat an jeder Handelsrampe die Chance, dass seine Wünsche berücksichtigt werden. Fahrer, die sich nicht mit unserem Personal verständigen können, haben ein Problem, unsere Abläufe zu verstehen. Auch ständig wechselnde Fahrer brauchen deutlich mehr Zeit als Stammfahrer, die regelmäßig zu uns an die Rampe kommen. Ein Fahrer ohne Deutschkenntnisse, der zum ersten Mal kommt, benötigt vielleicht 45 Minuten, bis er versteht, wie unsere Technik funktioniert. In dieser Zeit ist sein deutschsprachiger Kollege, der die Abläufe kennt, schon längst abgefertigt. Wird bei dem Bau neuer Logistikzentren eigentlich mit Blick auf die Rampensituation heute anders geplant als früher? Auf jeden Fall. Das beginnt schon bei der Verkehrssituation und den Parkplätzen. Die Betreiber der Logistikzentren überlegen sich in der Planungsphase, wie sie ihr Yard-Management organisieren oder - wenn sie kein Yard-Management brauchen - wie sie ihre Parkplatzsituation und die Kommunikation mit dem Fahrer regeln. Heutzutage würde niemand mehr ohne Zeitfenster-Management und andere technische Hilfsmittel planen. Und natürlich wird bei neuen Anlagen von vornherein für vernünftige sanitäre Anlagen für Fahrer und Fahrerinnen gesorgt.