Duisburg. Imperial Logistics schließt sich als Gründungsmitglied einer neuen Industrie-Initiative an, die Digitalisierung und Automatisierung in der Supply Chain vorantreiben will. Wie der Logistikdienstleister mitteilt, entwickelt das Konsortium mit dem Namen +D (Plusdecentral) ein unternehmensübergreifendes Transaktionsprotokoll, das sogenannte „+D Supply Chain Protocol“. Damit können Beförderungsverträge, Waren-Transportversicherungen, Sendungsverfolgung, Dokumentenbearbeitung, Schadensregulierung und Zahlungsvorgänge digitalisiert und automatisiert gesteuert werden.
Das Protokoll soll quelloffen sein und den reibungslosen Austausch von Informationen zwischen allen Beteiligten der Supply Chain gewährleisten. Dabei kommen nach Informationen von Imperial die Blockchain-Technologie, das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Protokoll beruht auf echten Transportdaten
Am Pilotprojekt waren unter anderem ein Chemieproduzent als Auftraggeber eines Transports sowie Allianz Esa als Waren-Transportversicherer beteiligt. Den realen Hintergrund bildete ein Transport temperaturgeführter Chemikalien vom Auftraggeber in Ludwigshafen zum Empfänger nach Hildesheim. Die Echtzeitkontrolle der im Vertrag festgelegten Temperaturdaten lag in den Händen des Berliner Technologie-Start-up Evertrace.
Im Gegensatz zu früheren Ansätzen im Web 2.0 gebe es beim „+D Supply Chain Protocol“ keine zentrale Instanz mehr, die Daten übermittelt und Transaktionen auslöst, erklärt Imperial. +D liefere die dezentrale Infrastruktur für ein digitales Einigungsverfahren zwischen mehreren unabhängigen Parteien sowie die darauf aufsetzende Navigation der Datenströme. Dabei gewährleiste die Blockchain-Technologie, dass die Daten unveränderbar sowie für alle Parteien nachvollziehbar sind. So können der digitale Vertragsabschluss, Sendungsverfolgung sowie die Abwicklung von Zahlungen und Schadensbewertung ohne Zwischeninstanz automatisiert umgesetzt werden.
Alle Beteiligten profitieren von dem Modell
Als Vorteil nennen die Teilnehmer des Pilotprojekts einen Effizienz- und Zeitgewinn, da der Aufwand für die manuelle Dokumentenbearbeitung abnehme. In Verbindung mit künstlicher Intelligenz biete das dezentrale „+D Supply Chain Protocol“ Chancen für neue Geschäftsmodelle.
„Seit Jahrzehnten spricht die Logistikbranche von Kollaboration in der Lieferkette“, sagt Michael Lütjann, CIO von Imperial Logistics. Oft hätte die Angst vor Know-how-Verlust jedoch die Supply-Chain-Beteiligten von einer Kollaboration abgehalten. Zudem hätten sich zentrale Plattformen für den komplexen Informationsfluss nicht immer als ideal erwiesen, meint Lütjann. Mit dem +D Supply Chain Protocol habe die Branche nun ein Kollaborationsmodell, von dem alle Beteiligten gleichermaßen profitieren und bei dem niemand einen Kontrollverlust oder die Dominanz einzelner Beteiligter befürchten müsse, so Lütjann weiter.