Hamburg. Der Winter und vor allem Hochdruckgebiet „Dieter“ fordern die Hamburg Port Authority (HPA) heraus. Seit dem heutigen Freitag setzt die Hafenverwaltung aus ihrer Schlepperflotte sechs für den Eisbrechereinsatz geeignete Fahrzeuge ein. Flaggschiff der Eisbrecher-Flotte ist die rund 63 Jahre alte „Johannes Dahlmann“, die nicht nur besonders PS-Stark ist, sondern auch besonders robust ist.
Die „alte Lady“ befindet sich trotz ihres fortgeschrittenen Alters weiterhin einem technisch sehr guten Zustand. Auf der Wunschliste der HPA steht aber der Ersatz dieses Schiffsoldies. „Wir setzen unsere Fahrzeuge jetzt im 24-Stunden-Betrieb ein“, berichtete HPA-Sprecher Alexander Schwertner auf VerkehrsRundschau-Anfrage. Gut 40 Mann Bordpersonal sind damit rund um die Uhr gebunden.
Dauereinsatz der Eisbrecher geht richtig ins Geld
Nach Auskunft der HPA kommt es im weitverzweigten Wasserwegenetz des Hafens zwar noch nicht zu ernsthaften Behinderungen. Doch aufgrund der tiefen Temperaturen schreitet die Eisstärkenbildung rasch voran. Vor allem kleinere Fahrzeuge, wie Bunkerboote, aber auch Binnenschiffe, stoßen bei Eis im Wortsinne relativ schnell an ihre Leistungsgrenzen. Die Hafenfährgesellschaft Hadag hat bereits Anpassungen an ihrem engmaschigen Hafenfährennetz vorgenommen. Neben der Gewährleistung des Schiffsverkehrs im Hafen dient das Eisaufbrechen auch dem Ufer- und Deichschutz.
Für die HPA ist der Eisbrechereinsatz mit erheblichen Zusatzkosten verbunden. Neben den erhöhten Personalaufwendungen schlagen vor allem die Treibstoffkosten zu Buche. Zur Erinnerung: Im Winter 2010/2011 begann die Eisbrechertätigkeit der HPA am 21. Dezember 2010 und endete am 5. Januar 2011. Der besonders intensive Eiswinter 2009/2010 belastete die HPA mit Mehrkosten von rund einer Millionen Euro beim Eisbrechereinsatz.
Eis behindert Binnenschifffahrt auf Elbe
Die Auswirkungen des in dieser Form so nicht mehr erwarteten Eiswinters machen sich indes weiter elbaufwärts für die Binnenschifffahrt bemerkbar. Bereits gesperrt wurde die Elbe zwischen Dömitz und Geesthacht, wo sich auch die große Staustufe mit integrierter Schleuse befindet.
Die Elbe von Geesthacht in Richtung Hamburg soll dann am Freitagnachmittag für die Binnenschifffahrt gesperrt werden. Die Schiffsführer sind unterrichtet und haben noch Gelegenheit, Winterliegeplätze im Hamburger Hafen anzulaufen. Von den zehn in Geesthacht stationierten Eisbrechern werden acht nach Hamburg verlegt, um die HPA-Eisbrecherflotte zu unterstützen. Die beiden anderen verbleiben in Geesthacht, um eine Eisbedrohung der Staustufe zu verhindern.
Unterschiedliches Bild an der deutschen Ostseeküste
Der Schiffsverkehr auf dem Elbe-Lübeck-Kanal, der bei der Elbe-Stadt Lauenburg beginnt beziehungsweise endet, ist nicht mehr möglich. Aufgrund der massiven Eisbildung wurde der Eisbrechereinsatz auf diesem Kanal eingestellt.
Auf dem Mittelland- und Elbe-Seiten-Kanal (ESK) nimmt die Eisbildung ebenfalls schnell zu. Verschiedene Fährverbindungen über die Elbe sind eingestellt worden, darunter auch die elbabwärts gelegene Verbindung Glücksstadt-Wischhafen.
Behinderungen für die Berufsschifffahrt werden auch im Ver- und Entsorgungsverkehr zu den ostfriesischen Inseln gemeldet. Hingegen ist der Bereich der Ostseeküste Schleswig-Holsteins noch entspannt. Im Nachbarbundesland Mecklenburg-Vorpommern schreitet die Eisbildung und damit auch die Behinderung vor allem in den flachen Boddengewässern voran. (eha)