Kleinostheim. Die Zustellung von Sendung an Privatkunden ist für Speditionen in der Regel mit höheren Kosten verbunden. Entweder weil die Kunden in der Erstzustellung fallweise nicht zu Hause angetroffen werden und damit weitere Zustellversuche nötig sind. Oder aber weil die Adressen mancher Privatkunden weit abgelegen sind. Um diesen Mehraufwand zu reduzieren, hat die mittelständische Stückgutkooperation mit künstlicher Intelligenz ein Verfahren entwickelt, das automatisch erkennt, ob es sich um eine B2B- oder eine B2C-Zustellung handelt.
12,8 Prozent der IDS-Sendungen gehen an Privatkunden
Das so genannte B2C-Geschäft macht bei IDS Logistik mittlerweile nach eigenen Angaben 12,8 Prozent der täglich rund 45.000 Sendungen aus. Voraussetzung ist, dass diese auch als solche gekennzeichnet sind. „Interne Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass statt der tatsächlichen fast 13 Prozent nur 10,6 Prozent der Sendungen als B2C-Sendungen ausgewiesen waren“, erklärt IDS-Geschäftsführer Michael Bargl. Grund dafür sei, dass selbst die Versender anhand ihrer Kundendaten oft nicht erkennen können, ob es sich um eine Privatadresse handele, zum Beispiel weil bei der Bestellung im Internet die Empfängerdaten nicht vollständig erfasst waren oder die entsprechenden Informationen nicht an den Spediteur übergeben wurden.
Intelligenter Algorithmus erkennt B2C-Sendungen
Die Konsequenz waren die besagten Mehrkosten für die Partner der Stückgutkooperation. IDS hat einen Algorithmus entwickelt, der anhand des Empfängernamens erkennt, ob es sich um eine B2B- oder eine B2C-Sendung handelt, den Datensatz entsprechend kennzeichnet und so die Avisierung beim Empfänger auslöst. „Für die automatische Unterscheidung von B2B- und B2C-Empfängern klassifizieren wir zunächst alle Sendungen, die nicht mit dem Kennzeichen ,Privat‘ versehen sind, automatisch als „wahrscheinliche Privatempfänger“. Das sind 89,4 Prozent der Sendungen“, führt Bargl aus.
Im ersten Prüfschritt wird der Empfängername dafür im Hinblick auf ein eindeutiges B2B-Merkmal untersucht. Das ist im Wesentlichen die Rechtsform wie zum Beispiel AG, GmbH oder auch der eingetragene Verein. Hier lassen sich bereits 80 Prozent der zunächst als „wahrscheinliche Privatempfänger“ eingestufte Sendungen als B2B kategorisieren. Die verbleibenden Empfängerdaten, also 9,4 Prozent, die noch nicht eindeutig als B2B erkannt wurden, werden im zweiten Schritt anhand einer selbstlernenden Datenbank überprüft. Diese Datenbank enthält mittlerweile über 80.000 Begriffe, die eindeutig auf eine gewerbliche Empfängeradresse schließen lassen. Das sind zum Beispiel Rechtsanwalt oder Steuerberater, Immobilien, Consulting, Restaurant oder der Name einer Stadt. Außerdem ist die Prüfung der Namen laut IDS fehlertolerant und reagiert auch auf kleinere Abweichungen der Schreibweise, das heißt ein Fachazt wird als Facharzt erkannt.
Vorteile für Versender, Endkunden und IDS
Hat das System einen B2B-Empfänger nicht oder falsch kategorisiert, können die beteiligten Partner, das sind in der Regel das Versand- und das Empfangsdepot, die Kennung korrigieren. Als Ergebnis dieser Korrektur wird die selbstlernende Datenbank aus Schritt 2 automatisch um den Adressdatensatz erweitert und somit die Qualität der Empfängererkennung kontinuierlich verbessert.
Durch die automatische Empfängererkennung werden täglich rund 1000 Sendungen an Privatkundenempfänger zusätzlich erkannt. So kann die einzelne Sendung direkt avisiert oder aber ein Zustelltermin vereinbart werden. Die Rücklaufquote von Sendungen reduziere sich damit bei IDS von vorher mehr als zehn Prozent auf zwei Prozent, teilt die Stückgutkooperationen mit. Zudem würden die Kunden schneller ihre Sendung erhalten, die dank Avisierung und Terminvereinbarung über das Online-Portal Wunschliefertag zu 90 Prozent heute 48 Stunden schneller da sei. Weiterer Vorteile sei, dass die Zustelldepots aufwandsgerecht die B2C-Zusatzvergütung erhalten. (eh)