Hannover. 2011 haben rund 27.000 Promovierte die Universitäten verlassen. Eine Studie des HIS-Instituts für Hochschulforschung (HIS-HF) geht Fragen zur Situation von Promovierenden in unterschiedlichen Promotionskontexten nach – darunter: Wie erleben Promovierende in strukturierten Promotionsprogrammen die Qualität der Betreuung im Vergleich zu Promovierenden, die als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität arbeiten, und solchen, die ohne jegliche institutionelle Anbindung promovieren? Wie zufrieden sind sie jeweils mit ihrer Promotionssituation? Wie unterscheiden sich ihre Arbeits- und Lebensumstände?
„Eine für alle gleichermaßen ideale Promotionsform gibt es nicht“, fasst Projektleiter Kolja Briedis die Ergebnisse der Studie zusammen. „Jeder Promovierende muss den für sich passenden Promotionskontext finden, in dem er oder sie erfolgreich arbeiten kann, denn jede Variante hat ihre eigenen Stärken und Schwächen.“
Enorm wichtig jedoch: Unabhängig vom konkreten Promotionskontext ist die Betreuung durch den Doktorvater ein Schlüssel für die Zufriedenheit mit der Promotionssituation. „Insbesondere ein regelmäßiger, konstruktiver Austausch mit dem Betreuer oder der Betreuerin ist eine wichtige Grundvoraussetzung für eine hohe Betreuungszufriedenheit“, so Mitautorin Nora Preßler. Insgesamt jeder dritte Promovierende tauscht sich mindestens einmal pro Woche mit dem Betreuer der Dissertation aus. Gut die Hälfte der befragten Doktorandinnen und Doktoranden ist mit der erhaltenen Betreuung alles in allem (sehr) zufrieden.
Die Mehrheit der Promovierenden wünscht sich regelmäßige Rückmeldungen zur eigenen Arbeit und gleichzeitig, möglichst autonom und mit ausreichendem Entscheidungsspielraum zu arbeiten, heißt es in einer Mitteilung des HIS-Instituts. Vor allem in fachlicher Hinsicht fühlen sich Promovierende in der Regel gut unterstützt, jedoch wünschen sie sich von ihren Betreuern mehr Unterstützung bei ihrer Karriereplanung.
Durchaus keine Seltenheit sind zudem Abbruchgedanken: Mehr als vier von zehn befragten Promovierenden haben nach eigenen Angaben bereits ernsthaft über einen Abbruch der Promotion nachgedacht. „Die Zweifel an der persönlichen Eignung für eine Promotion, eine zu hohe Arbeitsbelastung sowie mangelnde Betreuung werden von diesen Personen als Hauptgründe angeführt“, erläutert Briedis. Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Bewältigung eines Promotionsvorhabens ist der Faktor Zeit. Insbesondere Promovierenden in strukturierten Promotionskontexten gelingt es, vergleichsweise viel Zeit – nämlich ca. sechs Stunden pro Tag – für ihre Qualifikationsarbeit aufzuwenden.
Für die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie wurden insgesamt 2.850 Doktorand(inn)en aus verschiedenen institutionellen Kontexten befragt. Die Publikation „Promotionen im Fokus. Promotions- und Arbeitsbedingungen Promovierender im Vergleich“ steht hier zum Download bereit: www.his.de/presse/news/ganze_pm?pm_nr=1156. (ts)