Köln. Wo steht der deutsche Mittelstand aktuell in puncto Dekarbonisierung? Welche Aspekte hindern und welche Aspekte beschleunigen den Weg in die Klimaneutralität? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Studie mit dem Titel "Klimaschutzpolitik im Unternehmen: Make it or buy it", die das Handelsblatt Research Institute (HRI) in Kooperation mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und im Auftrag der ENGIE Deutschland durchgeführt hat. Prof. Bert Rürup, Präsident des HRI, erläutert: „Unternehmen kommt beim klimaneutralen Umbau der Volkswirtschaft eine wichtige Rolle zu. Sie stehen bei der Entscheidung über den für sie passenden Transformationspfad zur Klimaneutralität vor der Frage, ob sie die dazu notwendigen Maßnahmen in Eigenregie umsetzen - und die damit verbundenen Risiken selbst tragen - oder diese Prozesse und Risiken auf ein externes Unternehmen übertragen und als Dienstleistung einkaufen." Dr. Hans-Jürgen Völz, Chefvolkswirt des BVMW, ergänzt: "Der Mittelstand sieht enorme Chancen in der klimaneutralen Transformation der deutschen Wirtschaft. Die Untersuchung zeigt aber auch, wie wichtig hierfür das Wissen um die richtige Vorgehensweise ist. So haben Unternehmen in Abhängigkeit ihrer Branchenzugehörigkeit und Größe unterschiedliche Anforderungen an staatliche Unterstützung. Die Politik ist auf alle Fälle gut beraten, den Zugang zu Förderprogrammen unbürokratischer zu gestalten und die Verfügbarkeit relevanter Informationen zu verbessern, damit die große Zahl der mittelständischen Betriebe in unserem Land ihr Klimaschutzpotenzial voll entfalten kann."
Die Studie ist die erste Arbeit, die sich in diesem Umfang mit dem Thema befasst. Ihre empirische Basis ist eine Umfrage, die das HRI Mitte 2021 unter kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durchgeführt hat. „Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind längst Teil der politischen Agenda. Aber die Vehemenz und Schnelligkeit, mit der die Umsetzung entsprechender Maßnahmen jetzt von Wirtschaft und Industrie gefordert wird, stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Mit unserer Studie zeigen wir erstmals den Status quo im Mittelstand, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft, auf, und geben wichtige Impulse für die Zukunft", sagt Manfred Schmitz, CEO der Engie Deutschland.
Mittelständler befürworten Contracting als Mittel der Klimaschutzpolitik
Das zentrale Ergebnis der Studie: Zwei Drittel der vom HRI befragten Unternehmen (66 Prozent) messen dem Erreichen der CO2-Neutralität eine hohe Priorität bei und betrachten dieses Ziel (eher) als Chance (63 Prozent). Entsprechend möchten sie die energetische Modernisierung der Produktionsprozesse und Gebäude aktiv angehen; fast drei Viertel (72 Prozent) wollen bereits bis
2030 klimaneutral werden. Deshalb steht deutlich mehr als die Hälfte der Mittelständler (57 Prozent) einer langfristigen Partnerschaft mit externen Dienstleistern offen gegenüber. Denn vielen Unternehmen (53 Prozent) fehlt es gemäß der Studie an personeller und technologischer Expertise in Fragen der Energieversorgung und der Energieeffizienz. Weiterhin reicht ihre Kenntnis über die öffentlichen Fördermöglichkeiten für betriebliche Klimaschutzmaßnahmen nach eigenen Angaben (70 Prozent) nicht aus. Deshalb befürworten die KMU Contracting-Modelle, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Den entscheidenden Vorteil sehen sie dabei in der Verlagerung von Kosten- und Ergebnisrisiken auf das Dienstleistungsunternehmen.
Jörg Lichter, Leiter der Studie beim HRI, resümiert: „Vor dem Hintergrund unserer Studienergebnisse sprechen gute Argumente dafür, Contracting einen größeren Raum als bisher einzuräumen, um insbesondere die im Mittelstand vorhandenen großen Klimaschutzpotenziale schnell und umfassend auszuschöpfen."
>>>Die vollständige Studie steht ab sofort hier bereit.
(ste)