Stuttgart. Lastwagen parken dicht an dicht, Ausfahrten sind blockiert, es ist kaum noch ein Durchkommen - das ist mittlerweile der normale Wahnsinn auf vielen Rastanlagen und Autohöfen an deutschen Autobahnen. Der Kampf gegen die Parkplatznot hat zwar bereits begonnen, doch viele Projekte stehen noch am Anfang. Unternehmen wittern für die Zukunft durchaus lukrative Geschäfte rund um sicheres und stressfreies Parken für Brummi-Fahrer. Sie sehen aber auch noch Unsicherheiten.
Was wird gegen die Parkplatznot getan?
Die Bundesregierung hat 2008 ein Programm zum Bau neuer LKW-Parkplätze gestartet. Bis 2012 sollen nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums 11.000 neue Stellplätze entlang der deutschen Autobahn entstehen. Bis Ende Mai wurden mehr als 6300 davon gebaut. 2008 gab es 28.500 Lkw-Parkstände auf Rastanlagen und 17.500 auf privaten Autohöfen. Das waren nach einer Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen 14.000 zu wenig.
Der Bund stellte den Ländern in den vergangenen Jahren zunächst 240 Millionen Euro zur Verfügung, 2011 bis 2014 sind weitere 480 Millionen Euro vorgesehen. Dabei geht es aber nicht nur um mehr Parkplätze, sondern auch um mehr Service für die LKW-Fahrer.
Welche Ideen werden getestet?
"Damit die Fahrer ihre gesetzlichen Ruhezeiten einhalten können, sind ausreichend viele Parkplätze dringend nötig", sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, der Nachrichtenagentur dpa. "Darüber hinaus können auch moderne Telematik-Systeme helfen, den Parkraum noch effizienter zu bewirtschaften."
In Deutschland haben Bund und Länder zahlreiche Pilotprojekte angestoßen. Die Fahrer sollen im Führerhaus zum Beispiel schon frühzeitig auf der Autobahn darüber informiert werden, wo noch Stellplätze frei sind. Dies erspart den Brummi-Fahrern nicht nur die lästige Sucherei, sondern soll auch eine effektivere Nutzung der vorhandenen Plätze sicherstellen. Die Pilotphase endet nach Angaben des Verkehrsministeriums 2012.
Die Vorhaben - zum Beispiel an der A5 Rastanlage Taunusblick (Hessen), der A8 Rastanlage Aichen (Baden-Württemberg) und A61 Brohltal Ost (Rheinland Pfalz) - werden wissenschaftlich begleitet, um die effizientesten Systeme zu bestimmen. Mittelfristig sollen dann stark betroffene Autobahnabschnitte mit Telematik-Systemen ausgerüstet werden. Einen Zeitplan hierfür nennt das Ministerium noch nicht.
Welche Chancen und Probleme sehen Unternehmen?
"Das ist für uns immer wieder ein Thema, das Produktportfolio zu erweitern", sagt der Sprecher der Daimler Fleet Board GmbH, Christoph Ludewig. Das Tochterunternehmen des Stuttgarter Autobauers beschäftigt sich mit Telematik-Systemen für Nutzfahrzeuge. Dabei werden über das Handynetz Daten aus der Fahrerkabine heraus und in die Fahrerkabine hinein übertragen. So kann der LKW-Fahrer zum Beispiel Aufträge aus der Zentrale seiner Spedition auf einem Bildschirm entgegennehmen.
Für ein Pilotprojekt der EU-Kommission (Secure European Truck Parking Operation Services) hat das Unternehmen auch einen Prototypen gebaut, mit dem der LKW-Fahrer über Bildschirm informiert wird, welche Parkplätze in der Nähe sind, welche noch frei sind und welche reserviert werden können. Auf den Markt gebracht hat die Daimler-Tochter den Dienst bisher aber nicht. "Ein solches System kann nur dann Erfolg haben, wenn möglichst viele Rasthöfe und Speditionen mitmachen", sagt Ludewig. "Derzeit lohnt sich das einfach noch nicht. Es hat sich noch kein Standard herauskristallisiert."
Auch bei Bosch Sicherheitssysteme liegen fertige Pläne in der Schublade. Die Idee: Die LKW-Fahrer rufen bei einer Leitstelle an, informieren sich frühzeitig über freie Parkplätze und können diese reservieren. Dann bekommen sie einen Barcode zugeschickt mit dem sie später einchecken. Umgesetzt hat Bosch diese Idee bisher nicht. "Aber unsere Erwartungen sind sehr hoch", sagt Michael von Foerster von der Bosch Sicherheitssysteme GmbH. "Der Bedarf ist mit Sicherheit da, vielleicht nicht für jeden Fuhrunternehmer, aber der Verkehr würde sicherer gemacht." (dpa)
Armin Birkett
W. Engel