HHLA will Slotbuchungen einführen

Diese Bilder will im Vorstand der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) keiner mehr sehen: Vor etwa einem Jahr bildeten sich vor den drei HHLA-Containerterminals lange Lkw-Schlangen. Eine Mischung aus Schiffsverspätungen, Baustellen im Hafengebiet und dem immer häufigeren Anlauf von Großschiffen sorgte in Spitzenzeiten für teilweise stundenlange Wartezeiten. Aufgebrachte Fuhrunternehmer und Verbandsvertreter beschwerten sich massiv über die Abfertigung. Sogar ein Hamburg-Zuschlag auf die Frachtraten wurde angedroht. Auch wenn die Gründe für die Abfertigungsprobleme nur teilweise im Einflussbereich der HHLA lagen, versprach der Terminalbetreiber Verbesserungen. Nun liegen die Pläne auf dem Tisch. Die HHLA will ihr seit 2011 bestehendes Programm "Fuhre 2.0" ausbauen. Geplant sind Voranmeldepflicht für Containeranlieferung und -abholung sowie im zweiten Schritt ein Slotbuchungsverfahren. Für die verschiedenen Maßnahmen will die HHLA einen siebenstelligen Betrag investieren. "Die Containermengen im Hamburger Hafen werden wachsen. Daher nimmt auch die Zahl der per Lkw transportierten Container zu - wenn auch im Vergleich zur Bahn mit einer geringeren Steigerungsrate", begründet HHLA-Vorstandsmitglied Stefan Behn. "Wir wollen unsere hohe Abfertigungsqualität sichern. Dafür arbeiten wir weiter an der Effizienzsteigerung. Zusätzlich möchten wir die Lkw-Abfertigung gleichmäßiger über den Tag verteilen, um Spitzenbelastungen zu vermeiden." Diese Spitzenbelastungen liegen nach Auskunft der HHLA bei bis zu 300 Lkw pro Stunde an einem Terminal. In den Nebenzeiten - vor allem in den Nachtstunden - kommen teilweise nur 5 Lkw pro Stunde. Das liegt vor allem an den Annahme- und Abholzeiten bei den Auftraggebern. "Die Kunden schreiben uns sehr genau vor, wann wir die Container abholen oder bringen dürfen", sagt Sigward Glomb, geschäftsführender Gesellschafter des Glomb Container Dienstes. Typische Peakzeiten sind in den frühen Morgenstunden, am späten Vormittag und am frühen Nachmittag. Immerhin, berechnet man den Anteil der Lkw am Hinterlandverkehr der HHLA im Hamburger Hafen, kommt man auf immerhin 2,6 Millionen TEU (20-Fuß-Container), die von dem Maßnahmenpaket betroffen wären. "Wir werden uns vermehrt um die gleichmäßigere Verteilung der Lkw-Abfertigung kümmern. Wir möchten künftig mit den Fuhrunternehmen Zeitfenster verabreden, in denen die Lkw-Fahrer verlässlich und zügig abgefertigt werden", nennt Heinrich Goller, Geschäftsführer der HHLA Container Terminals, das Ziel. Mehr Planung, bessere Steuerung Dazu will die HHLA die Voranmeldung von Transportdaten durch das Fuhrunternehmen zur Voraussetzung für eine Abfertigung machen. Der Disponent des Fuhrunternehmens soll die Daten vorab elektronisch an das Terminal liefern. Erst wenn das Terminal nach Prüfung der Daten grünes Licht gibt, darf der Lkw vorfahren. Vorteile für das Terminal: Es kann die Prüfaufgaben im Terminal selbst reduzieren und erhält stärkere Steuerungsmöglichkeiten. So ist es beispielsweise theoretisch möglich, die Anlieferungen von Exportcontainern für ein verspätetes Schiff zu stoppen, ohne beladene Lkw zurückschicken zu müssen. Die Meldepflicht ist zudem die Voraussetzung für ein Slotbuchungsverfahren. "Wir möchten mittelfristig mit unseren Partnern aus dem Fuhrgewerbe Zeitfenster für die Anlieferung beziehungsweise Abholung von Containern vereinbaren. Innerhalb dieses Zeitfensters sagt der Terminal die Abfertigung zu. Das erhöht die Verlässlichkeit für die Fuhrunternehmen. Wenn ein Fahrer das vereinbarte Zeitfenster verpasst, kann er selbstverständlich ein neues Zeitfenster vereinbaren", schreibt ein HHLA-Sprecher auf Anfrage der Verkehrs-Rundschau. Details will die HHLA in den nächsten Wochen vorstellen. "Wir müssen jedes Mittel nutzen, um den Hafen schneller zu machen. Deshalb begrüßen wir die Bemühungen der HHLA", sagt Frank Wylezol, Geschäftsführer des Verbandes Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg. Wylezol weist darauf hin, dass Zeitfenstersysteme in der europäischen Hafenwelt nichts Neues seien. Allerdings seien noch zahlreiche Fragen zu klären - beispielsweise ob durch die Zeitfensterbuchung ein Rechtsverhältnis zwischen Terminalbetreiber und Fuhrunternehmen begründet wird. "Wenn der Hamburger Hafen 11 Millionen TEU haben will, führt an so einem System kein Weg vorbei", sagt Hans Stapelfeldt, Geschäftsführer der Walter Lauk Containerspedition. Allerdings sei ein solches System nur dann effizient, wenn die Teilnahme für alle Fuhrunternehmen verbindlich werde. Für Lkw ohne Zeitfenster oder Buchungsnummer müssten Parkplätze geschaffen werden, auf denen sie ihr Zeitfenster am Terminal abwarten könnten. Kommt es zu Warteschlangen vor dem Terminal, trifft dies auch Lkw mit gültigem Zeitfenster. Sie verpassen dann ihren Slot - das System bricht zusammen. Doch es gibt im Fuhrgewerbe auch zahlreiche Skeptiker: Glomb weist darauf hin, dass ein Slotbuchungssystem das Kernproblem der Containertrucker nicht löst. "Wir bekommen schon von unseren Kunden feste Termine. Wenn wir uns jetzt noch an starre Zeitfenster am Terminal halten müssen, wird eine effiziente Disposition immer schwieriger", befürchtet Glomb. Weitere Sorgen aus dem Fuhrgewerbe: Zeitfenster zu attraktiven Zeiten könnten schnell ausgebucht sein, Termine in den Nebenzeiten würden von den Kunden nicht akzeptiert. Ungeklärt: Was kostet die Buchung? Glomb verweist auf Versuche mit Zeitfensterbuchungen am NTB-Terminal in Bremerhaven. Dort hätte sich gezeigt, dass vor allem im Nahverkehr die Disposition mit einer manuellen Buchung von Zeitfenstern heillos überlastet war. Eine mögliche Alternative ist die Buchung durch den Fahrer mittels eines Mobilgerätes aus dem Fahrerhaus. Weitere offene Fragen betreffen die Finanzierung des Zeitfenstermanagements: Bei Systemen, die bereits heute von Industrie- und Handelslagern genutzt werden, müssen die Fuhrunternehmer eine Gebühr von 2,50 bis 5 Euro pro Zeitfenster zahlen. Die HHLA wollte auf Anfrage der Verkehrs-Rundschau zu den Fragen möglicher Kosten zum derzeitigen Zeitpunkt keine Stellung nehmen. Fuhre 2.0: Was die Abfertigung beschleunigen soll Containervoranmeldungen verringern vergebliche Fahrten Unter Fuhre 2.0 ist ein Maßnahmenpaket zu verstehen, das die HHLA seit dem Jahr 2011 schrittweise vorantreibt, um die Effizienz der Lkw-Abfertigung zu verbessern.Folgende Einzelmaßnahmen sind umgesetzt:- Selbstbedienterminals: In 130 Sekunden können Lkw-Fahrer ihre Container selbst einchecken.- OCR-In-Gate: Das Optical-Character-Recognition-Gate erfasst automatisch unter anderem Lkw-Kennzeichen und Containernummer. Ein Extra-Stop und manuelle Eingabe der Daten durch einen Terminalmitarbeiter werden vermieden.- Bildschirmcheck: Beschädigungen und Gefahrgut-Plaketten werden während der Fahrt zum Check-In-Gate erfasst.- Containervoranmeldung über das Programm TR 02 Version 14: Nach der Containervoranmeldung durch den Disponenten übermittelt der Terminal den verlässlichen, aktuellen Status des angefragten Containers. Das Fuhrunternehmen vermeidet dadurch vergebliche Fahrten. Dieses Verfahren soll nun verpflichtend werden. hel

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