Hamburg. Die Liberalisierung des Briefmarktes in Deutschland ist nicht nur vollständig gescheitert. Die Marktposition des „Monopolisten" (O-Ton) Deutsche Post-Gruppe in diesem Segment ist auf diese Weise sogar noch einmal gestärkt worden. Hanjo Schneider, CEO der Hermes-Gruppe, nahm bei diesem Thema am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens kein Blatt vor den Mund. In den zurückliegenden Jahren seien Rahmenbedingungen geschaffen worden, die aus seiner Sicht „reine Lex-Post-Lösungen" sind und die damit einen sich entwickelnden, ernsthaften Wettbewerb praktisch erstickt haben. Gäbe es nicht die TNT-Gruppe, mit der Hermes auf dem deutschen Briefmarkt kooperiert und die im Briefsegment getätigten Investitionen, hätte es sonst keinen ernstzunehmen Mitbewerber für die Deutsche Post-Gruppe gegegeben.
Der Partner TNT Post arbeite in Deutschland weiterhin „mit Gewinn". Hartmut Ilek, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hermes Logistik Gruppe Deutschland, ergänzte: „Solange hier Gewinne gemacht werden, haben wir noch Geduld." Schneider und Ilek kritisierten zudem die Rolle der Regulierungsbehörde bei der Briefmarktliberalisierung. Die falle sehr schwach aus, so die beiden Hermes-Spitzenmanager.
Die jetzt von der Deutschen Post -Gruppe angekündigte Erhöhung des Briefportos bei gleichzeitig weiter sinkenden Mengen ist aus Schneiders Sicht nichts anderes, als das Bestreben die eigene „Kriegskasse" (O-Ton) für weitere Expansionsschritte zu füllen. Das ist für ihn „ein Husarenritt". Dass es auch anders geht, zeige das „Flächenland Spanien". Dort werde für einen Standardbrief ein Porto von 35 Euro-Cent erhoben im Vergleich zu 55 Euro-Cent in Deutschland. „Man hat mit diesen Monopolgewinnen über Jahre hinweg das Wachstums finanziert, und wir als Verbraucher haben dafür die Rechnung bezahlt", zürnte Schneider. (eha)