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Hat Verdi Amazon aus Deutschland vertrieben?

05.11.2013 11:05 Uhr
Hat Verdi Amazon aus Deutschland vertrieben?
Stefanie Nutzenberger ist Mitglied im Verdi-Vorstand und Leiterin des Fachbereichs Handel
© Foto: Verdi

Versandhändler Amazon baut neue Logistikzentren in Polen und Tschechien. Daran sind nicht die Gewerkschaften schuld, glaubt Stefanie Nutzenberger, Fachbereichsleiterin Handel bei Verdi.

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Amazon will sowohl in Polen als auch in Tschechien neue Logistikcenter bauen. Laut Amazon handelt es sich aber nicht um eine Verlagerung. Was sagt Verdi?
Dass dies gezielt erfolgt, um das deutsche Geschäft mittelfristig zu verlagern – dafür gibt es zur Zeit keine Anhaltspunkte. Zumal Amazon derzeit einen weiteren neuen Standort in Deutschland errichtet. Die geplanten Verteilzentren in Polen und in Tschechien scheinen vielmehr Teil der seit Jahren verfolgten Internationalisierungsstrategie des Unternehmens zu sein. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Verteilzentren in Polen und Tschechien auch auf das deutsche Geschäft auswirken.

Was befürchten Sie konkret?
Amazon wirbt mit dem Slogan, binnen 24 Stunden möglichst schnell beim Kunden zu sein. Unter dieser Prämisse ist es aufgrund der geographischen Nähe Polens und Tschechiens zu Deutschland zumindest vorstellbar, dass fallweise von dort aus auch Kunden in Deutschland und/oder im benachbarten Ausland beliefert werden.

Einige Medien behaupten, dass Verdi Amazon durch überhöhte Tarifforderungen aus Deutschland vertrieben habe. Waren Ihre Forderungen überzogen?
Ein internationales Handelsunternehmen wie Amazon wählt seine Standorte so, dass es sein Kundenversprechen – sofortige Lieferung – auch halten kann. Wenn dies die strategische Ausrichtung eines Unternehmens ist, spielen tarifpolitische Gründe da nicht mit hinein. Natürlich nutzen sie in solchen Fällen dies aber gerne als Druckmittel gegenüber Gewerkschaften, die sich für bessere Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter einsetzen. Letztlich aber haben solche tarifpolitischen Fragen kaum Einfluss, wie und wo sich ein Handelsunternehmen strategisch aufstellt.

Was werfen Sie Amazon vor?
Amazon will keinen Tarif zahlen. Anfangs orientierte sich das Unternehmen bei seiner Bezahlung an dem sogenannten „Wettbewerbslohn“ in seiner Region. Später, als Verdi, gemeinsam mit den Beschäftigten, eine Bezahlung nach Tarif forderte, schwenkte Amazon um und argumentierte, es sei zwar das größte Versandhandelsunternehmen, aber nach dem Tarifvertrag dieser Branche zahle es nicht. Vielmehr behauptet Amazon nun, sie würden sich am Logistik-Tarifvertrag orientieren.

Aber hat ein Mitarbeiter wirklich so viele Nachteile, wenn er nicht nach dem Handels-, sondern nach dem Logistiktarif bezahlt werden würde?
Amazon definiert sich selbst als Versandhändler, und seine Mitarbeiter gehen versandhandelstypischen Aufgaben nach. Stellt man es einem Unternehmen frei, nach welchem Tarifvertrag es arbeiten will, kann dies zu Nachteilen für die Beschäftigten führen.

Stehen vor diesem Hintergrund in diesem Jahr noch weitere Streiks im Handel an?
Ja, in dieser Branche sind weitere Streiks geplant. Sowohl bei Amazon als auch bei anderen Einzelhandelsunternehmen.

Das Interview führte VR-Redakteurin Eva Hassa

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