Köln. In Zukunft sind alle Glieder der Transportkette selbstverständlich untereinander vernetzt – so lautet das Fazit des diesjährigen Handelslogistik-Kongresses Log 2015 in Köln, der vom EHI, GS1 Germany und dem Markenverband ausgerichtet wird. Rund 300 Fachleute aus der Industrie, von Händlern und Dienstleistern waren in die Domstadt gekommen, um vor allem über eine Frage zu diskutieren: Wie kann Technologie eingesetzt werden, um die Logistikabläufe im Handel schneller und transparenter zu machen?
Coca-Cola informiert Kunden über Internetplattform
„Was wir derzeit sehen, ist eine ‚Amazonisierung’“, stellte Stefan Seiß, Vorstand Supply Chain bei Coca-Cola, fest. Was das bedeutet, zeigt sein Haus: Der Getränkekonzern hat eine Internetplattform gestartet, auf der die Großkunden genau sehen können, wie weit ihre Bestellungen bearbeitet sind und wann mit der Lieferung zu rechnen ist. Das System wird derzeit in einer Region getestet; die nötigen Daten speist nicht nur der Getränkehersteller ein, sondern auch die beteiligten Spediteure. Dieses Mehr als Transparenz für den Kunden werde zunächst allerdings auch höhere Kosten verursachen, räumte Seiß ein.
Ein Technikthema, das viele schon als Träumerei vom Tisch gewischt hatten, erlebte in Köln ein kleines Revival: die Zustellung per Drohne. Dazu präsentierte die kalifornische Firma Skycart ein neues Konzept. Sie übernimmt im Auftrag von Händlern die Luftzustellung, und zwar mit Drohnen, die eine Nutzlast von 3,5 Kilogramm über rund 30 Kilometer transportieren können. Geht es nach Skycart, läuft eine Onlinebestellung in Zukunft so ab: Der Kunde ordert per Smartphone-App und übermittelt so auch seinen Standort. Die Drohne holt die Lieferung beim Versender ab und fliegt sie genau an den geografischen Ort, an dem sich der Kunde aufhält – innerhalb von 30 Minuten. Das sei keine Zukunftsvision mehr, so Lukas Wrede, Mitgründer von Skycart, „wir sind mit Pilotkunden auf einem guten Weg“.
RFID erlebt Revival
Ebenfalls ein Revival erlebt derzeit das Thema RFID. Lange als Technikhype abgetan, scheint es jetzt vor dem Durchbruch zu stehen. In Köln schilderte Roland Leitz, Bereichsleiter IT bei den Adler-Modemärkten, wie die Kette ihre Logistik in allen 180 Filialen mit RFID-Etiketten ausgerüstet hat. Sein Fazit: „Es geht nicht um Technologie, sondern um eine effiziente Nachversorgung im Laden.“ Sprich: Ein Hauptvorteil der Funketiketten liegt darin, dass die Kundenberater jederzeit genau sagen können, ob ein Teil noch in der Filiale auf Lager liegt. Außerdem beschleunige sich der Bezahlprozess durch die Technik stark, so Leitz. Adler hat ausgerechnet, dass die Kunden dank RFID pro Jahr 40.000 Stunden weniger an der Kasse warten müssen.
Ein weiteres Problem, das der Handel in Zukunft mithilfe von Technik lösen will, sind ineffektive Promotions. Oft kommen Paletten mit Aktionsware nämlich zu spät oder gar nicht in den Laden. Der Mietpoolbetreiber Chep will deshalb bald eine Viertelpalette anbieten, die ständig Daten sammelt und sie an die Industrie übermittelt. Die schlaue Sonderangebotspalette registriert nicht nur die Umgebungstemperatur und das geladene Gewicht, sondern auch ihre eigene Position im Laden. So kann der Hersteller nachprüfen, ob die Kunden seine Promotion auch wirklich gesehen haben. Damit das funktioniert, müssen im Laden allerdings Zusatzgeräte (Router) installiert werden. „Der Praxistest soll Anfang 2016 starten“, kündigte Peter Adamczyk, Commercial Director bei Chep an. (cg)