Hamburg. Im Hamburger Piratenprozess hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag langjährige Haftstrafen für die zehn angeklagten Somalier gefordert. Wegen des Überfalls auf den deutschen Frachter „Taipan“ am Ostersonntag 2010 sollen die sieben erwachsenen Angeklagten zwischen sechs und zwölf Jahren ins Gefängnis, wie Gerichtssprecher Conrad Müller-Horn sagte. Für die drei Jugendlichen oder Heranwachsenden auf der Anklagebank forderte die Staatsanwaltschaft vor dem Hamburger Landgericht vier bis fünfeinhalb Jahre Gefängnis.
Damit wiederholte die Anklagebehörde weitgehend ihre Forderungen vom Januar. Lediglich für zwei erwachsene Angeklagte änderte sie das geforderte Strafmaß, einer von ihnen soll jetzt für zwölf statt zehn Jahren hinter Gitter, der andere nur sechs Jahre statt der zunächst geforderten acht Jahre. Nach den damaligen Plädoyers waren plötzlich wichtige Zeugen in Indien aufgetaucht, zudem legte einer der Angeklagten ein Geständnis ab. Darum verhandelte das Gericht weiter.
Die Verteidigung sollte noch am Donnerstag mit ihren Plädoyers beginnen. Der Gerichtssprecher rechnete jedoch nicht damit, dass alle 20 Anwälte ihre Anträge noch am Nachmittag abschließend vortragen würden. Wann das Gericht die Urteile verkünden wird, konnte er nicht sagen. Von den zehn Angeklagten sind drei Somalier, die noch unter Jugendstrafrecht fallen, seit April auf freiem Fuß.
Die mutmaßlichen Piraten sollen 530 Seemeilen vor der somalischen Küste den Hamburger Frachter in zwei kleinen Motorbooten angesteuert haben. Mit Sturmgewehren und sogar einer Panzerfaust sollen sie das Feuer auf die Brücke des Schiffes eröffnet haben. Als die Piraten das Schiff enterten, konnte sich die 15-köpfige Besatzung in einen Sicherheitsraum retten. Sie wurde vier Stunden später von einem niederländischen Marinekommando befreit, das die Piraten an Bord festnahm. Es wurde niemand verletzt. (dpa)