Hamburg. Der Neubau eines Luftfrachtzentrums für den Umschlag und die Beförderung eiliger Güter am Airport Hamburg bleibt in der Warteschleife. Statt wie allgemein erwartet grünes Licht für das Projekt zu geben, vertagte der Aufsichtsrat der Flughafen Hamburg GmbH die Entscheidung auf Ende September. Nähere Gründe seines jetzt gefassten Beschlusses nannte das Gremium nicht.
Allerdings ist es in Branchenkreisen ein offenes Geheimnis, dass der bevorstehende Verlust des Großkunden Lufthansa Cargo Grundlage der jetzt von dem Kontrollgremium getroffenen Entscheidung ist. So hatte die Frachttochter der Lufthansa angekündigt, sämtliche Umschlagaktivitäten ihrer per LKW-Ersatzverkehr vom Hamburger Flughafen nach Frankfurt beförderten Güter vom Flughafengelände in das Norderstedter World Cargo Center zu verlagern. Dieses befindet sich in Flughafennähe, aber außerhalb des Airportgeländes. Vom Aufkommen her, handelt es sich um schätzungsweise bis zu 40 Prozent der auf dem Frachthof des Flughafens bisher umgeschlagenen Sendungen. Dieses Kontingent geht dem örtlichen Abfertiger LHU – Luft-Hafen-Umschlaggesellschaft mbH ab Ende des Sommers verloren. Profiteur der Verlagerung der LKW-Fracht von Lufthansa ist der im World Cargo Center ansässige Handlingagent Pfister Logistic GmbH.
Neuverteilung des Cargo-Geschäfts
Die bevorstehende Neuverteilung des Cargo-Kuchens hat direkte Auswirkungen auf das vom Airport geplante Frachtzentrum, in dem die LHU beabsichtigt hatte, große Hallenkontingente anzumieten. Durch den Verlust der Fracht-Hansa als einem ihrer wichtigsten Kunden und den damit absehbaren Einbruch der Umschlagmengen entfällt dieser Flächenbedarf jetzt teilweise.
Harsch reagierten die Spediteure auf die Entscheidung des Flughafen-Aufsichtsrats. So sagte der Fachausschussvorsitzende Luftfracht des Vereins Hamburger Spediteure, Willem van der Schalk, dass dies ein schwerer Rückschlag und großer Imageschaden für den norddeutschen Flughafen sei. Er bezweifelt, dass die Frachthalle in absehbarer Zeit gebaut werde. Der Manager wörtlich: „Interkontinentale Fluggesellschaften werden aufgrund mangelhafter Frachtanlagen weiterhin einen Bogen um Hamburg machen, da der Airport die baulichen Voraussetzungen für das Cargogeschäft fehlten. Van der Schalk erinnerte daran, dass das Luftfrachtgeschäft ein wichtiger Ergebnisfaktor für eine Passagierfluglinie sei, da es zehn oder mehr Prozent zum Umsatz einer Route beisteuere. „Damit ist auch ziemlich klar, dass Hamburg primär ein Standort für LKW-Fracht bleiben wird und nur wenige Güter direkt von hier abgeflogen werden“, lautet die Prognose des Fachausschussvorsitzenden.
Nach den bisherigen Plänen sollte die auf dem südlichen Airportgelände am Weg beim Jäger vorgesehene Halle Nutzern eine Umschlagfläche von 20.000 Quadratmeter bieten, mit baulichen Erweiterungsmöglichkeiten je nach Marktentwicklung. Angrenzend waren 8000 Quadratmeter an Büroräumen für Spediteure und Luftfrachtabfertiger vorgesehen. Als Kosten wurden von der Flughafengesellschaft kürzlich 45 bis 50 Millionen Euro genannt. (hs)