Brüssel. Die Lotsen der belgischen Häfen Antwerpen, Gent und Zeebrügge haben ihren seit Montagabend geführten Bummelstreik in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nach Verhandlungen mit der flämischen Regionalregierung vorläufig beendet. Der Schiffsverkehr soll ab sofort wieder normal ablaufen können, hieß es in ersten Meldungen.
Die Hafenlotsen hatten mit ihrer Arbeitsverweigerung gegen die Pläne einer Rentenreform protestiert, die die belgische Föderalregierung durchsetzen will. Diese Reform sieht den Abbau von Privilegien und eine längere Lebensarbeitszeit für alle Berufstätigen des Landes vor.
Der Streik hatte zu massiven Behinderungen des normalen Schiffs- und Containerverkehrs in den Häfen geführt. Besonders betroffen war der Hafen von Antwerpen. Hier stauten sich zahlreiche Containerschiffe am Eingang des Hafens. Belgischen Zeitungsberichten zufolge kostete der Streik den Hafen von Antwerpen eine Millionen Euro pro Stunde. Die Hafenlotsen hatten tagsüber einen eingeschränkten Dienst ausgeführt, die Arbeit außerhalb der normalen Bürozeiten völlig eingestellt.
Der größte Kunde des Hafens von Antwerpen, das belgische Container-Schifffahrtsunternehmen MSC, leitete einige Schiffe nach Rotterdam um. Die Rederei kündigte laut Pressemeldungen an, nach Alternativen zu Antwerpen als europäische Drehscheibe des Unternehmens zu suchen.
Die Hafenleitung von Antwerpen, Arbeitgeberverbände aber auch andere Arbeitnehmergruppen sowie vor allem die flämischen Medien hatten den Streik heftig kritisiert. Sie zeigten kein Verständnis dafür, dass eine kleine Gruppe von 350 verbeamteten Spezialisten mit einem Nettolohn von rund 5000 Euro die Wirtschaftlichkeit, das Image und die Zukunft des Antwerpener Hafens in Gefahr bringen, nur um an nicht mehr zeitgemäßen Privilegien für ihre Berufsgruppe festhalten zu wollen. (kw)