Hamburg. Die europäischen Häfen machen Front gegen immer größere Containerschiffe und wollen dazu den Hebel des Kartellrechts nutzen. „Größere Schiffe erfordern hohe zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur der Häfen”, sagte Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH) und verwies auf Wendekreise, Kaimauern und tiefe und breite Fahrrinnen. Diese Investitionen seien überwiegend von den Steuerzahlern zu tragen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die gerade laufende Elbvertiefung soll ungefähr 780 Millionen Euro kosten.
Gegenwärtig sind die größten Containerschiffe rund 400 Meter lang und mehr als 60 Meter breit bei einem Tiefgang von bis zu 16,50 Metern. Sie können bis zu 23.000 Standardcontainer (TEU) transportieren.
Dabei soll es aus Sicht der Hafenbetriebe auch bleiben. Die Häfen befürchten jedoch, dass Reeder und Werften eine neue Schiffsgeneration planen, mit 460 Meter langen und 68 Meter breiten Riesenschiffen und einer Kapazität von 30.000 TEU. Eine entsprechende Studie sei bereits bekannt, sagte Bonz: „Und wenn es eine Studie gibt, dann werden die Schiffe auch bald gebaut.”
Genehmigung unter Auflagen
Verhindern könne das die EU über das Kartellrecht. Die großen globalen Reedereien sind in drei Allianzen organisiert, um ihre Fahrpläne zu koordinieren und ihre Kapazitäten effektiv einsetzen zu können. Dafür benötigen sie besondere Genehmigungen der wesentlichen Kartellbehörden in den USA, Europa und China. Die gegenwärtige Genehmigung der EU laufe im kommenden März aus. „Die EU sollte eine neue Genehmigung nur unter inhaltlichen Auflagen erteilen”, forderte Bonz, der auch den europäischen Hafenverband Feport führt.
Die Betreiber von rund 400 Hafenterminals in Europa stellen in diesem Zusammenhang mehrere Forderungen an die EU. Eine der wichtigsten: Es darf künftig kein Schiff mehr die europäischen Häfen anlaufen, das größer ist als die bislang fahrende Flotte. Also ein Stoppsignal für die Reedereien und Werften, das gegenwärtige Wettrüsten um immer größere Schiffe fortzusetzen. Die USA seien diesen Weg bereits erfolgreich gegangen und hätten Grenzen für die Größe von Schiffen festgesetzt, sagte Bonz.
Hamburg und die übrigen europäischen Häfen wollen die Forderung an die neue Kommission unter der Führung von Ursula von der Leyen herantragen, die im November ihre Arbeit aufnimmt und ebenso an die EU-Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament.
Verband Deutscher Reeder weist Vorwürfe zurück
Ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder weist die Vorwürfe zurück: „Kein Hafenbetreiber ist ja gezwungen, bestimmte Schiffe anzunehmen und abzufertigen.” Es überrasche ihn, dass „privatwirtschaftliche Hafenbetreiber jetzt staatliche Verbote für Schiffsgrößen für ihre Kunden fordern”. Die Wirksamkeit solcher EU-Regulierungen von Schiffsgrößen zweifelt er zudem an: „Der Markt wird sich dann andere Wege oder Häfen suchen. Das kann nicht gewollt sein.” Europäischen Häfen könnte das am Ende im Wettbewerb mit Häfen ohne Größengrenzen schaden. (dpa)