Der aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne hergestellte Wasserstoff soll vor allem die Dekarbonisierung der Industrie und bestimmter Bereiche des Verkehrssektors ermöglichen. Das erläuterte der Branchenverband Zukunft Gas am Freitag, den 5. Mai. Der Bedarf in Deutschland sei riesig. Bis 2030 gehen Experten davon aus, dass mindestens jährlich 1,5 Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs benötigt werden.
Solche Mengen lassen sich nicht ausschließlich in Deutschland herstellen. „Langfristig werden erhebliche Mengen Wasserstoff nach Deutschland importiert werden müssen, da die Herstellung von grünem Wasserstoff in Deutschland naturgemäß begrenzt ist“, schrieb das Ministerium auf Anfrage. Etwa 50 bis 70 Prozent der künftig benötigten Mengen müssten importiert werden, schätzt das Ministerium.
Weitere Länder als mögliche Lieferanten
Neben Spanien, das bis 2040 bis zu vier Millionen Tonnen produzieren will, gelten auch Australien, Chile, Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate oder die Ukraine als künftige Lieferanten grünen Wasserstoffs. „Diese Länder haben ein hohes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und könnten den Grünstrom für die Wasserstoffproduktion zu niedrigen Kosten erzeugen“, zeigt sich der Branchenverband überzeugt.
Bedarf und Produktion
Von den erwarteten Produktionsmengen sind die ersten Pilotanlagen jedoch noch weit entfernt. So produziert etwa ein neues Werk des spanischen Stromerzeugers Iberdrola in der Stadt Puertollano gerade einmal 3000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr unter Einsatz von Sonnenstrom.
Dabei ist die Produktionsstätte mit 20 Megawatt Leistung eine der größten Anlagen ihrer Art weltweit. Zum Vergleich: Eine künftige Anlage von Thyssenkrupp Steel für die Herstellung klimafreundlichen Stahls in Duisburg würde etwa 130.000 Tonnen des grünen Wasserstoffs benötigen.
Wasserstoffpipeline vom Mittelmeer bis nach Deutschland
Der spanische Gasnetzbetreiber Enagas schätzt, dass Spanien 2030 ein Produktionspotenzial von bis zu drei Millionen Tonnen jährlich haben wird. 1,3 Millionen Tonnen dieses Wasserstoffs sollen im Inland verbraucht werden.
Den Rest könnte das Land über H2MED in andere europäische Länder exportieren. Das ist eine geplante Mittelmeerpipeline, die von Barcelona nach Frankreich und weiter in deutsche Industriezentren führen soll.
Die 1,7 Millionen Tonnen würden etwa zehn Prozent der gesamten Nachfrage in Europa entsprechen. 2040 will Spanien bis zu vier Millionen Tonnen produzieren.
„Die größte Herausforderung ist es, die Technik der Pilotanlagen in großem Maßstab zu realisieren und die Transportkapazitäten entweder durch Pipelines oder per Schiff aufzubauen“, sagt der Leiter des Nationalen Wasserstoffzentrums Spaniens mit Sitz ebenfalls in Puertollano, Miguel Ángel Fernández.