München. Am Rande der 50. Sicherheitskonferenz in München hat Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erstmals nach seinem Ausscheiden aus der Politik vor drei Jahren wieder eine öffentliche Rede in Deutschland gehalten. Auf Einladung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) referierte der ehemalige CSU-Politiker zum Thema „Sicherheit der weltweiten Handels- und Logistikströme“ vor rund 200 Vertretern der bayrischen Wirtschaft. Der VBW hatte zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Sichtweite des Tagungshotels der Sicherheitskonferenz zu diesem Meinungsaustausch geladen. Guttenberg erläuterte die Gefahren durch Cyber-Kriminalität für Unternehmen und Supply Chains. Schon heute würden die Datennetze vieler Unternehmen regelmäßig von Hackern und Datendieben angegriffen, so zu Guttenberg. Dies bestätigte auf der Konferenz auch Henning Mack von Kühne + Nagel: „Wir sind täglich das Objekt von Angriffen“, sagte der Manager des Logistikdienstleisters.
Guttenberg empfiehlt Bedrohungsanalyse
Guttenberg, der in den USA lebt und für das Center for Strategic International Studies (CSIS) tätig ist, empfahl den Unternehmen, auf jeden Fall eine Bedrohungsanalyse in Sachen Kriminalität und Datennetze durchzuführen. In vielen Fällen lohne es sich auch, einen Experten zu diesem Thema zu beschäftigen, um so besser Angriffe auf die IT-Systeme analysieren und Abwehrstrategien entwickeln zu können.
Langer Applaus für zu Guttenberg
Guttenberg, der aufgrund seines unrechtmäßig erworbenen Doktor-Titels 2011 als Minister zurücktreten musste, gab an, sich in den USA sehr wohl zu fühlen und derzeit keine Rückkehr in die deutsche Politik zu planen. Der Auftritt und die Rede des früher sehr beliebten Politikers wurde mit langem Applaus von den Zuhörern bedacht.
BDI fordert mehr Sicherheit für Logistikketten
BDI-Präsident Ulrich Grillo forderte auf der Münchner Tagung die Bundesregierung auf, den Schutz globaler Handels- und Logistikketten stärker in den sicherheitspolitischen Fokus zu rücken. „Deutschland als führende Exportnation muss ein vitales Interesse am Schutz globaler Logistikketten haben“, sagte Grillo. Neben steigenden Sicherheitsrisiken stelle auch eine unverhältnismäßige Bürokratie eine Herausforderung für die deutsche Industrie dar. Europa müsse seine Regularien endlich harmonisieren, deutsche Sicherheitsbehörden müssten die Unternehmen besser unterstützen. (ak)