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Belgische Justiz geht gegen Jost Group vor

10.05.2017 12:44 Uhr
Belgische Justiz geht gegen Jost Group vor
Die belgische Jost Group ist in die Schlagzeilen geraten
© Foto: Jost Group

Das Transport- und Logistikunternehmen wird verdächtigt, rechtswidrig mehr als 1100 Lkw-Fahrer vor allem aus osteuropäischen Ländern zu beschäftigen

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Brüssel. Die belgische Justiz ist mit einer Groß-Razzia gegen das das belgisch-luxemburgische Transport- und Logistikunternehmen Jost Group wegen Verdachts auf Sozialdumping vorgegangen. Jost wird verdächtigt, rechtswidrig mehr als 1100 Lkw-Fahrer vor allem aus osteuropäischen Ländern zu beschäftigen, teilte die Brüsseler Staatsanwaltschaft mit. Mehrere Haftbefehle wurden ausgesprochen. Den Betroffenen wird unter anderem Menschenhandel, Betrug, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Razzien wurden zeitgleich in rund 20 Niederlassungen von Jost in Belgien, Luxemburg und Rumänien durchgeführt. Belgische Medien zeigten Bilder, wie Beamte am frühen Morgen Lkw-Fahrer weckten, die in den Fahrerkabinen von Lkw schliefen, die auf dem Gelände von Jost-Niederlassungen abgestellt waren. In Belgien waren 120 Polizisten und Inspektoren an der Razzia beteiligt.

Die Staatsanwaltschaft spricht im Fall Jost von organisiertem Sozialdumping „in sehr großem Stil”. Ermöglicht werde das durch ein weitverzweigtes Geflecht von unterschiedlichen Unternehmen und Gesellschaften. Dem belgischen Sozialleistungssystem sei dadurch ein Schaden von 55,3 Millionen Euro in der Zeit zwischen 2014 und 2016 entstanden.

Fahrer bei einer Scheinfirma in Rumänien gemeldet

Dabei würden besonders rumänische Fahrer ganz normal von Jost eingesetzt, die Fahrer aber bei einer Scheinfirma in Rumänien gemeldet, um für die Fahrer lediglich die dort üblichen Löhne und Sozialabgaben zu zahlen. Die rumänischen Fahrer müssten bei sehr langen Arbeitszeiten bis zu sechs Wochen am Stück in ihren Lkw leben, was menschenunwürdig sei. Auch würden Fahrer, die in Belgien wohnen würden, rechtswidrig in Luxemburg gemeldet, wo weniger Abgaben für sie geleistet werden müssen.

Die Jost Group selbst, die ursprünglich aus dem ostbelgischen Büllingen stammt und ein dichtes Netz von Niederlassungen im Raum Lüttich unterhält, hat ihren offiziellen Firmensitz im luxemburgischen Weiswampach. Die Jost Group weist den Vorwurf von sich, rechtswidrig gehandelt zu haben. Sie wolle eng mit den Behörden zusammenarbeiten.

Die Razzia löste ein ungewöhnlich großes Medienecho in Belgien und Luxemburg aus. Die Fernsehsender berichteten ausführlich in ihren Hauptnachrichten darüber, alle großen Tageszeitungen druckten längere Artikel. Gleichzeitig wurde das Thema Sozialdumping als Schattenseite des EU-Binnenmarkts diskutiert. Politiker und Gewerkschaften forderten verstärkte Maßnahmen gegen Sozialdumping und Schwarzarbeit.

Die Jost-Gruppe gehört zu den größten Transport- und Logistikunternehmen in Belgien. Jost ist europaweit aktiv, besitzt 1300 Zugmaschinen und beschäftigt laut belgischen Medien aktuell 2300 Mitarbeiter in Belgien, davon 1800 Fahrer. Der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 270 Millionen Euro. (kw)

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KOMMENTARE


Reinhold Schepers

11.05.2017 - 13:25 Uhr

Auch die deutsche Bundesregierung hat durch die Freigabe der Kabotage ermöglicht das solche Verhältnisse hier bei uns genauso herrschen. Der sich an Recht und Gesetz haltende deutsche Transportunternehmer gerät dadurch derart ins Hintertreffen das es existenzbedrohend ist. Der deutsche Fahrer ebenfalls, weil er gegen die Kollegen aus den zumeist osteuropäischen Ländern nicht konkurrieren kann.


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