Düsseldorf. Ein Jahr nach dem Start einer Initiative gegen Lokführermangel gibt es in Nordrhein-Westfalen gut ein Drittel mehr Auszubildende in diesem Bereich. Es habe sogar 50 Prozent mehr Bewerbungen gegeben als zuvor, davon hätten jedoch nicht alle die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, wie das Programmbüro „Fokus Bahn“ kürzlich mitteilte. Absolute Zahlen zu den Auszubildenden gab es zunächst keine. Insgesamt werden nach Schätzung des Landes in den kommenden fünf Jahren rund 1700 Zugführer fehlen. Viele gehen in Rente, außerdem verschärfen immer mehr Züge auf der Schiene und Betreiberwechsel den Mangel.
„Es geht auch darum, Leute zu erreichen, die das vorher gar nicht auf dem Schirm hatten“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf. So seien etwa explizit Migranten angesprochen. Aktuell seien 50 Zugewanderte im Ausbildungsprozess.
Verstärkte Suche nach weiblichen Fachkräften
Auch Frauen wolle man ab dem Frühsommer verstärkt anwerben, hieß es von „Fokus Bahn“. Wie viele sich bislang beworben haben, konnten die Verantwortlichen nicht sagen. Insgesamt gibt es den Angaben zufolge derzeit nur rund vier Prozent Zugführerinnen. „Da gibt es noch ein Riesenpotenzial an Frauen, die geeignet wären“, sagte Programmleiter Joachim Künzel.
Um den Fachkräftemangel und Probleme mit Zugausfällen besser in den Griff zu bekommen, schlossen sich im vergangenen Jahr unter Federführung des Landes Nordrhein-Westfalen zehn Bahnunternehmen in dem Programm „Fokus Bahn“ zusammen. So einigte man sich etwa darauf, dass die Unternehmen sich gegenseitig Ausbildungskosten erstatten, wenn ein ausgebildeter Mitarbeiter den Betrieb wechselt.
Verkehrsminister Wüst nutzte die Bilanz nach dem ersten Jahr dafür, um erneut für den Beruf zu werben: „So ein Ding zu fahren, ist ein saustarkes Erlebnis“, berichtete er mit Blick auf seine eigenen Erfahrungen auf einer Teststrecke. Außerdem gebe es dank neuer Tarifabschlüsse in der Branche eine faire Bezahlung und lange im Vorhinein absehbare Schichtpläne. In Zeiten der Verkehrswende betonte er zudem: „Wir wollen immer mehr Bahnverkehr haben. Der Personalbedarf steigt.“
Hohe Durchfallquote sorgte für Abbrüche bei der Ausbildung
Wie viele der aktuellen Auszubildenden tatsächlich in Zukunft Bahnen durch Nordrhein-Westfalen steuern werden, ist noch unklar. In der Vergangenheit hatte eine recht hohe Durchfallquote in Prüfungen dafür gesorgt, dass etliche Lehrlinge die Ausbildung abbrachen. Bis die neuen Azubis fertige Lokführer sind, vergeht aber ohnehin noch eine Weile. Rekrutierung und Ausbildung dauern laut „Fokus Bahn“ rund 14 Monate.
Der Fahrgastverband Pro Bahn rechnet sogar damit, dass erst deutlich später Verbesserungen spürbar werden: “Dass man als Fahrgast wirklich merkt, dass sich die Lage entspannt und Zugausfälle weniger werden, dürfte erst in rund drei Jahren der Fall sein“, sagte ein Sprecher des Verbandes. (dpa/ja)