Berlin. Die Güterwagenflotte der Deutschen Bahn wird im Schnitt immer älter. Im Jahr 2024 wird das Durchschnittsalter der Waggons voraussichtlich bei 32,2 Jahren liegen, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag. Im vergangenen Jahr lag das Alter genau zwei Jahre darunter. Gleichzeitig wird die Flotte immer kleiner. Das Unternehmen verfügte im vergangenen Jahr über etwas mehr als 72.300 Waggons. Zehn Jahre zuvor waren es noch mehr als 101.600. Aber: „Die Wagen werden zunehmend größer und können mehr Menge pro Wagen transportieren“, schreibt der Bund in der Antwort.
„Obwohl wir in Deutschland für das Erreichen der Klimaschutzziele starke Güterverkehrsunternehmen auf der Schiene brauchen, hat sich DB Cargo in den letzten zehn Jahren nicht zum Besseren entwickelt“, kritisieren die Grünen-Sprecher für Bahn- sowie Haushaltspolitik, Matthias Gastel und Sven-Christian Kindler. „Andreas Scheuer muss sich endlich um den Schienengüterverkehr kümmern, sonst wird DB Cargo seine Wachstumsstrategie ebenso wenig umsetzen können wie andere Güterbahnen.“
Alle sechs Jahre gibt es eine Revision
„Unsere Wagen gehen alle sechs Jahre durch eine Revision“, sagte eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage. Alle relevanten Teile würden dabei nach und nach ausgetauscht. „Spätestens nach 24 Jahren ist vom ursprünglichen Wagen nur noch der Rahmen übrig.“ 80 Prozent der Teile seien dann deutlich jünger.
Zudem werde die Flotte beständig um neue Fahrzeuge ergänzt. Im vergangenen Jahr sind der Sprecherin zufolge 2200 neue Wagen hinzugekommen. 2018 waren es demnach 1600 und im Jahr davor 1000 neue Waggons. Derzeit entwickle das Unternehmen zudem Multifunktionswagen, die für unterschiedliche Arten von Gütern eingesetzt werden können.
Weniger Güter auf der Schiene wegen Corona
Doch in der Corona-Krise wird ohnehin deutlich weniger Güterverkehr über die Schiene abgewickelt als sonst üblich. „Die Lage ist sehr schwierig“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert. „Zwar werden inzwischen auch systemrelevante Güter wie Nahrungsmittel, Hygieneprodukte und Arzneimittel transportiert.“ Auf der anderen Seite fielen aber mit der Automobil- und Stahlindustrie wegen der Krise wichtige Kunden weg. „Die Nudelverkehre gleichen den Verlust nur bedingt aus“, sagte Burkert. „Trotzdem waren wir froh, dass die Nudeln mit dem Zug nach Deutschland kamen.“
DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta hatte in den vergangenen Wochen mitgeteilt, dass die freien Kapazitäten unter anderem für den Transport von Pasta aus Italien verwendet würden. „Die große Frage wird jetzt sein, ob Kunden abspringen, oder neue Kunden langfristig dazu gewonnen werden, die nun auf den Schienengüterverkehr umgestiegen sind“, sagte Burkert. (dpa/ag)