Hannover. Niedersachsen und Bremen haben grünes Licht für die umstrittene Vertiefung der Weser gegeben, nach der große Schiffe die Häfen von Bremen, Bremerhaven und Brake vollbeladen ansteuern können. Nutznießer des 50 Millionen Euro-Vorhabens seien unter anderem Stahlwerke und die Agrarbranche, die über die Häfen Erze und Futtermittel beziehen, sagte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) am Dienstag. Außerdem verbessern die Häfen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Konkurrenten wie Rotterdam oder Antwerpen. Den Ausbau finanziert der Bund.
Die niedersächsische Landesregierung stimmte der Vertiefung von Außen- und Unterweser um bis zu knapp einen Meter am Dienstag zu, der positive Entscheid Bremens sei ebenfalls bereits eingetütet, erklärte McAllister. Die Weservertiefung käme den Anforderungen der Wirtschaft und der Reedereien entgegen, die künftig unabhängig von Ebbe und Flut mit voller Fracht Kurs auf die Weser nehmen könnten. Die Arbeiten begännen im Herbst und dauerten sechs bis neun Monate, falls nicht Klagen von Umweltverbänden für Verzug sorgten, sagte McAllister.
Um Schäden für Umwelt und Landwirtschaft zu verhindern, ist für weitere 50 Millionen Euro ein Generalplan Wesermarsch in Arbeit. Er soll unter anderem eine von der Wasserwirtschaft und Landwirten befürchtete Versalzung von Agrarflächen verhindern und ein neues Be- und Entwässerungssystem schaffen. Nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie könnte der Plan ab 2014 umgesetzt werden. Den Löwenanteil der Kosten will mit 37,5 Millionen Euro Niedersachsen tragen, den Rest sollen sich Bremen, der Bund und die Wasserverbände teilen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte die Weservertiefung als überflüssig und unverantwortlich und kündigte eine Klage an. Die Ausbaggerung schade Natur, Landwirten und Steuerzahlern. Containerschiffe mit großem Tiefgang könnten künftig den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven ansteuern, die Millionenausgaben seien überflüssig. Letztlich komme das Projekt nur zwei Unternehmen zugute, neue Arbeitsplätze entständen kaum. Niedersachsens Grüne kritisierten, dass die Ausgleichsmaßnahmen größtenteils erst auf dem Papier existierten und ihre Finanzierung noch offen sei. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Oldenburg sprach indes von einem guten Tag für den Nordwesten. Die Vertiefung stärke die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen und der Unternehmen.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, bezeichnete die Entscheidung als wichtigen Meilenstein zur Verwirklichung des für die Exportnation Deutschland und die Wirtschaftsregion Weser wichtigen Projektes. „Leistungsfähige Seehäfen sind die wichtigsten Glieder in der globalen Transportkette und überlebensnotwendig für eine exportorientierte Industrienation“, sagte er nach einer Mitteilung des Ministeriums. (dpa)
Jens Buck