Grüne Ideen gegen Stau

In Hamburg sagt man "Moin" und verbringt viel Zeit im Stau. Der ständige Stillstand auf den Straßen der wirtschaftlich sonst so erfolgreichen Hafenmetropole kostet die Unternehmen Zeit und Geld. "Die Innenstadt-Belieferer konnten früher 20 Stellen am Tag anfahren, jetzt schaffen sie nur noch 13 oder 14", sagt Stefan Saß, Geschäftsführer des Vereins Hamburger Spediteure VHSp. Auch der Geschäftsführer des Hamburger Verbandes Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg VSH, Frank Wylezol, sieht Handlungsbedarf: "Was wir seit Monaten in und um Hamburg herum ertragen müssen, darf nicht so weitergehen." Es gibt also einiges zu tun für Hamburgs neuen Wirtschafts- und Verkehrssenator Michael Westhagemann. Die Ernennung des langjährigen Siemens-Managers zum Nachfolger von Frank Horch Anfang November stößt auf viel Wohlwollen. Der ehemalige Vizepräsident der Hamburger Handelskammer und Leiter des Industrieverbandes Hamburg ist mit Themen und Akteuren im Norden bestens vertraut. Der 61-Jährige weiß um die Ursachen des Stauproblems. Das Straßennetz in "Norddeutschlands wichtigstem Verkehrsknotenpunkt" werde enorm belastet, sagt Westhagemann. "Deshalb müssen wir die Infrastruktur erneuern, also Baustellen einrichten, die meist nicht ohne Verkehrsbehinderungen zu bewerkstelligen sind." Bessere Koordination der Baustellen Weil Baustellen unvermeidlich sind, will Westhagemann zumindest die Baustellenkoordination verbessern. Das ist überfällig, findet Wylezol. Er fordert Maßnahmenbündelungen und bessere Absprachen in den Bezirken. Hierfür müsse die öffentliche Hand auch früher von Bauvorhaben der Netzbetreiber erfahren, sagt VHSp-Geschäftsführer Saß. Zudem müssten Ausfallstraßen freigehalten und ein Mehrschichtbetrieb auf den Baustellen gefahren werden. Westhagemann erklärt, dass der laufende Ausbau von Radwegen und öffentlichem Nahverkehr sowie die Förderung neuer Mobilitätsangebote mittelfristig Hamburgs Straßen entlasten werden. "Zudem nutzen wir die Chancen der Digitalisierung, um im Bereich der intelligenten Verkehrssysteme für einen besseren Verkehrsfluss zu sorgen", sagt der Informatiker. Beim Ausbau von Tempo 30 auf Hauptstraßen, den VHSp und VSH gleichermaßen ablehnen, verspricht Westhagemann, "mit Augenmaß" vorzugehen. Der VerkehrsRundschau macht Westhagemann deutlich, dass sein Fokus nicht auf der Straße liegt: "Ich werde mich dafür stark machen, dass wir den umweltfreundlichen Verkehr auf der Schiene - egal, ob Fern- oder Nahverkehr - attraktiver machen." Westhagemann hat bei Siemens den Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben. Er fordert "deutliche finanzielle Anreize für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel und von Strom aus erneuerbaren Energien im Verkehr". Hafen als Innovation Auch der Hafen soll zu einem grünen Innovationsstandort werden. Westhagemanns Vision für die Herzkammer der norddeutschen Wirtschaft: "Er ist energetisch nahezu autark und zeichnet sich durch emissionsfreie und lärmminimierte Logistik aus." Vorher gilt es aber aus Sicht der Spediteure und Logistikunternehmen, konkrete Probleme im Hafen anzugehen. "Da ist noch viel zu verbessern und zu verändern", sagt VSH-Geschäftsführer Wylezol. Er nennt unter anderem eine südliche Straßenanbindung des Güterverkehrszentrums Altenwerder, mehr Lkw-Parkplätze im Hafen und eine schnellere Zollabfertigung. Wylezol und Saß begrüßen beide den von Westhagemann einberufenen Runden Tisch mit allen Akteuren der Hafenwirtschaft. Der gibt Gelegenheit zur Aussprache über die Verkehrsplanung. Denn bei aller Freude der Verbände über Westhagemanns Wirtschaftskompetenz gibt es doch unterschiedliche Ansichten darüber, wo beim Verkehrsknotenpunkt Hamburg die Prioritäten liegen. Die Serie Minister Was ändert sich in den Bundesländern mit neuen Verkehrsministern und -senatoren? Die Serie im Überblick.. Teil 1: Michael Westhagemann (parteilos), Hamburg (VR 49).. Teil 2: Hans Reichhart (CSU), Bayern (VR 50).. Teil 3: Hessen (VR 51-52)

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