Gewinne in fünf Jahren

DB Cargo will sich künftig stärker in die Logistikketten von Industrie und Handel einklinken und Waren dort abholen oder ausliefern. Treten Sie damit in Konkurrenz zu den Transportdienstleistern? Wir wollen Logistikanbieter mit der Bahn im Herzen werden. Logistiker gibt es viele, aber keinen, der so stark die Bahn verinnerlicht hat, wie DB Cargo. Wir machen den Hauptlauf auf der Schiene und bieten alle Leistungen an, die der Kunde dafür nachfragt. Dabei wollen wir mit einem Partnernetzwerk in der Branche zusammenarbeiten. Was meinen Sie mit „Partnernetzwerk“? Wir werden natürlich keinen Lkw-Fuhrpark aufbauen. Und wir werben Speditionen auch keine Kunden ab. Wir werden vielmehr ganzheitliche Angebote für die logistischen Bedürfnisse unserer Kunden machen. Diese Leistungen können wir dann mit unserem Partnernetzwerk der Spediteure erbringen. Die Spediteure bezeichnen sich als die Architekten des Transports. Da gibt es doch keinen Unterschied zu dem Angebot von DB Cargo, wie sie es gerade beschrieben haben. Der große Unterschied ist die Schienenkompetenz und damit unser Umweltvorteil. Wir organisieren von diesem umweltfreundlichen Verkehrsmittel als Basis entsprechende Dienstleistungen. Wettbewerb gehört in einer Marktwirtschaft dazu. Warum bekennt sich DB Cargo nicht klar und deutlich dazu? Wettbewerb ist das Normalste der Welt. Unser Ansatz ist, die Transportkette von der Schiene aus zu organisieren. Hier sehen wir unsere Kompetenz, die vor- und nachgelagerten Prozesse optimal miteinander zu verknüpfen. Und natürlich wollen wir mehr Güter auf die Schiene verlagern. Wir streben in Deutschland einen Anteil von 25 Prozent beim Modal Split bis 2030 an. Derzeit liegt er bei 18 Prozent. Dabei treten wir selbstverständlich in Konkurrenz zu anderen Verkehrsträgern. Die Zusammenarbeit zwischen DB Schenker und DB Cargo hat die letzten Jahre mehr schlecht als recht geklappt. Wollen Sie die Zusammenarbeit intensivieren? Unsere Zusammenarbeit hat sich gerade in den letzten Monaten sehr gut entwickelt. Zum Beispiel arbeiten Teams aus beiden Unternehmen derzeit unter anderem daran, neue schienenbasierte Lösungen für die Konsum- und Industriegüterbranche zu entwickeln. Sehen Sie da ein Wachstumspotential? In der Strategie von DB Cargo, sich zum Bahnlogistiker zu entwickeln, sehe ich großes Wachstumspotential und ist die Zusammenarbeit mit allen Spediteuren wichtig. Der Einzelwagenverkehr wird immer wieder hinterfragt, weil er DB Cargo rote Zahlen beschert. Halten Sie an dem Einzelwagenverkehr fest? Ja, wir wollen den Einzelwagenverkehr als Rückgrat des Schienengüterverkehrs stärken und mit neuen Angeboten für unsere Kunden ausbauen. Dazu gehören stabile Übernachtverbindungen zwischen den großen Wirtschaftszentren in Deutschland. Der Einzelwagenverkehr hat eine wichtige Funktion für die Wirtschaft, ist aber erst eigenwirtschaftlich zu betreiben, wenn wir den Digitalisierungs- und Automatisierungsschub finanziert und umgesetzt haben. Um die Zwischenzeit zu überbrücken, brauchen wir ganz klar die Unterstützung durch die Politik. Wann wird der KV Gewinne erwirtschaften? Auch im KV kommt es entscheidend auf die Rahmenbedingungen an. Aber natürlich werden wir im Mittelfristzeitraum im kombinierten Verkehr wie im Ganzzugverkehr schwarze Zahlen schreiben. Welche Rolle spielt im KV der Operateur Kombiverkehr, an dem DB Cargo zu 50 Prozent beteiligt ist? Kombiverkehr spielt für uns eine wichtige Rolle. Im Verwaltungsrat besprechen wir gerade mit den Vertretern der Spediteure unsere Strategie, wie wir im Schulterschluss gemeinsam wachsen können. Ein entscheidender Faktor sind dabei die Terminals, nicht nur in Deutschland. Wird DB Cargo keine Direktgeschäfte mit Kunden im KV machen und bleibt Kombiverkehr damit im kontinentalen Verkehr der Vertriebsarm von DB Cargo? Wir sind gerade dabei, die Strategie festzulegen. Aber ja: Das ist der Ansatz, den wir derzeit verfolgen. Wir wollen gemeinsam mit Kombiverkehr das Wachstum gestalten. Und in Richtung der Spediteure sage ich nochmal ganz klar: Wir treten nicht in Konkurrenz und werden keine Kunden abwerben. Im Markt ist derzeit zu hören, dass DB Cargo derzeit mit Niedrigpreisangeboten im Markt agiert, um Mengen zu akquirieren. Verdirbt DB Cargo gerade die Preise im Transportmarkt? Nein. Ich habe diese Gerüchte auch gehört, sie sind aber reine Stimmungsmache. Das Gegenteil ist der Fall, wir sind bei Ausschreibungen von Wettbewerbern preislich unterboten worden. Wir sind an langfristigen Kundenbeziehungen interessiert. Mit niedrigen Preisen Kunden zu locken, um dann ein Jahr später die Entgelte anzuheben: Das ist nicht unsere Strategie. Wir wollen ein verlässlicher Partner sein. Sind bei DB Cargo die Mengen im dritten Quartal gestiegen, wie das im Gesamtmarkt zu beobachten war? Im dritten Quartal haben wir uns wie der Gesamtmarkt etwas erholt. Im Oktober gab es mehrere Tage, die auf Vorjahresniveau lagen. Das war sehr erfreulich und zeigt, dass die Konjunktur wieder anzieht. Jetzt beobachten wir, wie sich angesichts steigender Infektionszahlen die Konjunktur verhält. Denn wir hängen eins zu eins an der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und Europa. Ein Lockdown - auch nur in einigen Ländern Europas - hätte zu Folge, dass auch die Transportnachfrage dramatisch zurückgehen würde. Wichtig ist, dass gerade in der ersten Corona-Hochphase der Grenzverkehr über die Schiene absolut verlässlich waren und wir in einigen Branchen sogar neue Verkehre gewinnen konnten. Das ausführliche Interview mit Aussagen zum Einzelwagenverkehr finden Sie unter: www.verkehrsrundschau.de/plus/nikutta. Neue Strategie Im September hat Sigrid Nikutta, die Chefin von DB Cargo, im Aufsichtsrat der deutschen Bahn (DB) die neue Strategie ihres Hauses vorgestellt. Auf Kritik in der Speditionsbranche und vor allem unter den Spediteuren im Kombinierten Verkehr stieß die Absicht, auch logistische Leistungen anbieten zu wollen und im Vor- und Nachlauf aktiv zu werden. Im Interview nimmt Nikutta Stellung zu den Vorwürfen. Sigrid Nikutta Vorstandsvorsitzende von DB Cargo

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