Den Haag. Die niederländische Gewerkschaft FNV hat die niederländische Post PostNL wegen einer Scheinkonstruktion bei der Paketabfertigung verklagt. PostNL habe an drei Standorten jahrelang die Paketbestellungen aus dem Online-Geschäft von Mitarbeitern bearbeiten lassen, die über eine Zeitarbeitsfirma angestellt waren. Diesen Mitarbeitern habe PostNL Lohn weit unter dem eigenen Tarifvertrag bezahlt. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnnachzahlung von fünf Millionen Euro für die betroffenen Mitarbeiter.
Dieser Betrag entspreche der Differenz zwischen dem Lohn, den die Mitarbeiter erhalten haben, und dem tarifvertraglich festgeschriebenen Lohn, den sie eigentlich hätten bekommen müssen. Neben PostNL hat die Gewerkschaft auch die Zeitarbeitsfirma In Persona verklagt, die PostNL die betroffenen Mitarbeiter gestellt hatte.
FNV fühlt sich durch Berichte der staatlichen niederländischen Arbeitsaufsichtsbehörde (SZW) in ihren Vorwürfen gestärkt. Die Kontrolleure von SZW hätten vergangenes Jahr festgestellt, dass Paketsortierer, die von In Persona vermittelt würden, grundsätzlich unter dem üblichen Tariflohn bezahlt würden. Außerdem hatte SZW herausgefunden, dass PostNL in der Gemeinde Kolham bei Groningen mit einem gemeindeeigenen Unternehmen bei der Paketabfertigung zusammenarbeitet, das ebenfalls Gehälter unter dem Tariflohn bezahlt.
PostNL bestreitet Vorwürfe
PostNL bestreitet sowohl die Vorwürfe von FNV als auch die Ergebnisse der SZW-Berichte. Letztere seien das Ergebnis von unzureichenden Nachforschungen, teilt PostNL in einer schriftlichen Antwort gegenüber dem Fachmagazin „Logistiek” mit. PostNL habe um die Berichte gebeten, um die Empfehlungen der Inspektoren umsetzen zu können. (kw)