Wien: In Österreich werde der breiten Öffentlichkeit permanent suggeriert, dass alle Güter mit der Bahn transportiert werden könnten. „Das stimmt einfach nicht und wir müssen die verkehrspolitische Debatte dringend entemotionalisieren“, fordert Wolfgang Niessner, CEO des österreichischen Logistikkonzerns Gebrüder Weiss gegenüber der VerkehrsRundschau. Denn ohne Güterverkehr funktioniere eine arbeitsteilige Wirtschaft nicht und würde Österreich als Logistikstandort seine Bedeutung verlieren.
Gebrüder Weiss mit mehr als 6000 Mitarbeitern und 1,1 Milliarden Euro Umsatz forciert seine Ost-Strategie mit neuen Niederlassungen in Georgien und in der Türkei. In Russland würde das in Privatbesitz befindliche Unternehmen (Familien Senger-Weiss und Jerie) mit Hauptsitz in Lauterach in Vorarlberg gern in größerem Stil Fuß fassen, sofern man einen geeigneten russischen Partner mit westlichem Qualitätsanspruch finden würde.
Gar nicht in Frage kommt für Niessner eine Expansion auf die „reifen Märkte“ in Westeuropa, „dort arbeiten wir seit Jahrzehnten mit bewährten Partnern zusammen und das soll auch so bleiben.“ In diesem Jahr wird mit einem „guten zweistelligen“ Eurobetrag der Aus- und Neubau von Speditionsanlagen unter anderem in Sofia, Belgrad, Brünn, Esslingen bei Stuttgart, Lauterach und Maria Lanzendorf bei Wien finanziert. Hier wird auf einer 17.000 Quadratmeter großen Fläche ein für High-Tech-Produkte konzipiertes Umschlagslager errichtet. Gebrüder Weiss, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1437 zurückreichen, verfügt über eine Eigenkapitalquote von 60 Prozent, „was in unserer Branche wahrscheinlich unüblich erscheinen mag“, so Niessner.
Zu den prominenten Kunden des Konzerns gehörte in der Vergangenheit ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe, der im Jahr 1788 auf seinen Italien-Reisen die Transportleistungen des Hauses in Anspruch nahm. (mf)