Warum setzt Ekol auf den Kombinierten Verkehr (KV) und nicht auf den reinen LKW-Transport?
Zum einen sind wir zwischen Türkei und Westeuropa per Fähre und Zug schneller als der LKW. Auf der Straße benötigen wir zwischen acht und zehn Tagen. Mit unserer intermodalen Lösung haben wir die Strecke in fünf Tagen bewältigt. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Transportzeit mit Zug und Fähre deutlich planbarer ist als mit dem LKW. Denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass es dem Kunden weniger um die Schnelligkeit geht, sondern ihm die Zuverlässigkeit viel wichtiger ist. Der Umweltaspekt muss oder sollte natürlich auch erwähnt werden.
Aus dem Transportgewerbe ist immer wieder der Vorwurf an die Bahn zu hören, sie sei nicht pünktlich. Diese Erfahrung hat Ekol offenbar nicht gemacht?
Nein, bislang sind wir mit dem Service sehr zufrieden. Natürlich gibt es schon mal Verspätungen. Aber das hält sich in Grenzen. Die größere Herausforderung ist die Taktung im Hafen von Triest. Alle zwei Tage kommt eine unserer eigenen Fähren an. Dann müssen die vorhandenen Volumen innerhalb von zwei Tagen mit unseren Blockzügen nach Köln, Ludwigshafen und Ostrava ablaufen, beziehungsweise in kürzester Zeit auf die Fähre Richtung Türkei geladen werden. Vor diesem Hintergrund gibt es Überlegungen, die Anzahl der Fähren zu erhöhen.
Sie transportieren vorwiegend Sattelauflieger?
Ja, aber die Anzahl eigener Container nimmt stetig zu. Das erhöht unsere Flexibilität und der später notwendige Straßentransport unterliegt nicht den bestehenden Kabotageregelungen. Die Anzahl der Container nimmt stetig zu, was uns auch erlaubt die vorhandenen Fähren höher auszulasten, da die Container stapelbar sind.
Im Transport muss immer auch der Preis stimmen. Ist der KV im Vergleich zur Straße nicht nur wettbewerbsfähig, sondern sogar günstiger?
Das hängt unter anderem stark von den Kosten ab, die im Transport vor allem durch den Kraftstoffverbrauch und das Personal beeinflusst werden. Berücksichtigt man in der Bewertung der Kosten durchgängig europäische Standards ist der KV sicherlich günstiger, aber das ist ja leider nicht immer der Fall. Zudem gibt es genügend selbstfahrende Unternehmer, die mit geringen Lohnkosten unterwegs sind. Derzeit würde ich sagen, dass der KV und der reine LKW-Transport in der Summe in etwa gleich auf liegen.
Ekol will im KV europaweit kräftig expandieren. Woher kommen all diese Kunden?
Es sind viele Unternehmen dabei, die den Markt Türkei erobern oder aus der Türkei Waren nach Westeuropa exportieren wollen. Die Kunden kommen aus der Automobilindustrie, der Chemie, der Papierindustrie, der Textilbranche, Fast Moving Consumer Goods und aus dem Baustoffgewerbe. Allerdings kommen auch immer mehr Anfragen aus unserem Kundenkreis vergleichbare Services innerhalb Eurpoas anzubieten, was sicherlich auch an der Qualität unseres Services liegt.
Welchen Zuwachs erhofft sich Ekol für 2014?
Wir streben ein zweistelliges Wachstum mit rund 30 Prozent im europäischen KV an.
Wollen Sie der größte KV-Spediteur Europas werden?
Es wäre jetzt unwahr zu sagen, das wollen wir auf gar keinen Fall. Wir haben zum Ziel, dass wir als KV-Dienstleister eine führende Rolle spielen wollen. Wir wollen über den Ausbau unserer Marktanteile Einfluss gewinnen im Markt. Das beinhaltet im Übrigen auch, über entsprechende Lobby-Arbeit die Rahmenbedingungen für den KV in Europa zu verbessern. Unser Ziel ist es, ein wichtiger Player in Europa zu werden. Wenn es dann am Ende die Nummer eins wird, wäre das schön, aber nicht notwendig.
Das Interview führte VR-Redakteur Michael Cordes