Berlin/München. Wie stark sind die Unternehmen im Straßengüterverkehr von der Corona-Krise betroffen? Und droht eine Insolvenzwelle? Fragen, die man sich auch im Bundesverkehrsministerium stellt. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) als untergeordnete Behörde macht dazu offenbar wöchentlich eine Befragung unter Unternehmen im Güterverkehr.
50 bis 90 Prozent Rückgang bei Dienstleister in der Autoindustrie und nachgelagerten Branchen
Die Ergebnisse unterteilt das BAG nach Verkehrsträger. An der Befragung in der 14. Woche vom 30. März bis 3. April haben im Segment Straßengüterverkehr etwas mehr als 100 Unternehmen teilgenommen. Demnach verzeichnet eine „deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen finanzielle Einbußen“ infolge der Corona-Krise. Auftragsrückgänge zwischen 50 und 90 Prozent mussten vor allem die Fuhrunternehmen hinnehmen, die zu einem hohen Anteil Kunden aus der Automobilindustrie und den nachgelagerten Branchen, wie kunststoff-, stahl- und metallverarbeitende Industrien haben. Ähnlich hohe Einbußen vermelden Dienstleister, die auf den Transport von bestimmten Produkten wie Abfälle, Kraftstoffe, Gastronomiegüter, Schwerlasten und Messeequipment spezialisiert sind. Nachfragerückgänge zwischen 15 bis 40 Prozent verzeichneten laut BAG Unternehmen, die regelmäßig Industrie-, Konsum- sowie Im- und Exportgüter beförderten.
Verstärkte Nachfrage nach Transporten von Lebensmittel, Pharmaprodukten und Hygieneartikel
Zwar würden auch einige Anbieter von einer verstärkten Nachfrage nach Beförderungen berichten. Darunter vor allem diejenigen, die (temperaturgeführte) Lebensmittel und Pharmaprodukte, Hygieneartikel und Heizöl transportieren sowie branchenübergreifend lagerlogistische Dienstleistungen erbringen. Allerdings würde es den Unternehmen zunehmend seltener gelingen, Auftragsrückgänge durch Neukundengeschäfte zu kompensieren. Für den Monat April rechnen einige der befragten Unternehmen daher mit einer deutlich sinkenden Nachfrage.
Überraschend: Trotz der sich verschärfenden Auftragslage sehen die Befragten ihr Unternehmen derzeit überwiegend noch nicht als insolvenzgefährdet an, heißt es in dem BAG-Bericht. Als Grund hierfür nannten die Befragten mehrheitlich eine relativ hohe Eigenkapitalquote. Zudem wurden Hilfskredite der Förder- beziehungsweise Hausbanken beantragt. Aber: Eine Insolvenzgefahr bestünde nach Angaben einiger Befragten möglicherweise dann, wenn sich die Geschäftslage in den nächsten ein bis zwei Monaten nicht verbessere.
Vor allem Sub- und Kleinunternehmen droht die Insolvenz
Einige befragte Unternehmen befürchten zudem mittelfristig zunehmende Insolvenzen ihrer Sub- oder von Kleinunternehmen. Diese seien grundsätzlich stärker von sinkenden Frachtraten betroffen, die infolge freier Marktkapazitäten bereits zu beobachten seien. Zudem hätten weitere Unternehmen von kundenseitigen Zahlungsausfällen berichtet. Teilweise wurden Zahlungsverzögerungen von 60 bis 90 Tagen kommuniziert.
Negative Auswirkungen der Corona-Krise waren nach Angaben der befragten Transportunter-nehmen zunehmend bei Rückladungs- und Spotverkehren zu beobachten. Der Leefahrtenanteil stieg, in Einzelfällen bis auf 40 Prozent. Die Lagerkapazitäten hingegen seien überwiegend voll ausgelastet, unter anderem deshalb, weil Kunden aus der Verbrauchsgüterbranche ihre Filialen derzeit nicht belieferten. Zunehmend wurde berichtet, dass der Einsatz von Subunternehmen reduziert worden sei, um die Auslastung des Eigenfuhrparks zu erhöhen.
Gut ein Drittel der Unternehmen im Straßengüterverkehr hat Kurzarbeit beantragt
Zudem sind die Unternehmen befragt worden, ob sie Kurzarbeit beantragt haben oder beabsichtigen, Kurzarbeit zu beantragen. 37,3 Prozent haben bereits Kurzarbeit beantragt. 18,6 Prozent plane eine entsprechende Maßnahme. Bei 37,3 Prozent der Befragten ist Kurzarbeit kein Thema und 6,8 Prozent machten zu dieser Frage keine Angabe.
Das BAG hat auch solche Befragungen für die Verkehsträger Schiene, Kombinierter Verkehr, Binnenschifffahrt und Luftfrachtersatzverkehr gemacht. Die VerkehrsRundschau hatte das BAG gefragt, ob es bereits mehrere solcher Umfrage gab und wie lange diese Umfragen noch gemacht werden. Dazu hat das BAG bislang nicht geantwortet. (cd)