Paris. Die Bahnfrachtverluste bei Fret SNCF konnten im letzten Jahr durch vier geteilt werden, hat Alain Picard kürzlich in einem Interview erklärt. Er amtiert seit eineinhalb Jahren als neuer Generaldirektor der jüngst von SNCF Geodis in SNCF Logistics umgetauften Frachtsparte der Staatsbahn. 2010 beliefen sich die Verluste noch auf 450 Millionen Euro. In diesem Jahr würden nicht höher liegen als bei 150 Millionen. Picard äußerte sich auch über die Situation der weiteren Aktivitätsbereiche Multimodaltransport, PKW-Transport, Waggon- und Lokomotiven-Vermietung und Geodis mit Stückgut, Strassengütertransport, Freight Forwarding und Logistik.
Die Servicequalität wird von den Geodis-Kunden inzwischen zu 85 Prozent als gut bis sehr gut bewertet, beim Bahnfrachtanbieter Fret SNCF zu 84 Prozent. Vor vier Jahren lautete das Ergebnis bei diesem unter 50 Prozent. Stark verbessert präsentiert sich heute auch die operative Marge. Sie lag 2009 bei null, kletterte 2012 auf 130 Millionen Euro und dürfte dieses Jahr auf 400 Millionen kommen. Der Zuwachs konnte trotz stagnierender Umsatzentwicklung erzielt werden. Gelungen sei der Equipe unter Sylvie Charles auch, die Folgen des Bahnstreiks vom Juni des Jahres zu bewältigen, unter dem insbesondere der Frachtsektor gelitten habe, sagte Picard und kündigte für das kommende Jahr noch bessere Ergebnisse an. Wie der KEP-Bereich sei auch die Bahnfracht während der Krise durch hohe Fixkosten belastet gewesen. Jetzt aber gehe es mit ihr aufwärts, nicht zuletzt dank der enormen Anstrengungen zur Produktivitätssteigerung.
Nach unten zeigt dagegen nach wie vor die Tendenz beim Geodis-Straßengütertransport. Er hat beim Umsatz in den letzten 5 Jahren 18 Prozent eingebüßt. Die Überkapazitäten am Markt und die Kundenpraxis systematisch betriebener Angebotsausschreibungen führen dazu, dass es der Gruppe im Wesentlichen nur noch darum geht, ihre Tarife zu halten.
Strategisch gesehen liegt für SNCF Logistics die aktuelle Priorität auf der Verbesserung der operativen Marge, die bis zum Jahr 2020 auf 800 Millionen Euro jährlich gesteigert werden soll. Dies schließe nicht aus, erläuterte Alain Picard, dass man schon heute in Gesprächen mit eventuellen zukünftigen Partnern sei und durch diverse Beteiligungen als Netz funktioniere. Den nötigen Finanzbedarf für den weiteren Ausbau dieser Strategie will die SNCF-Frachtbranche durch entsprechende Grundstücks- und Immobilienverkäufe decken. (jb)