Brenner. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, welche fatale Folgen die Sperrung der Brennerbahnstrecke im Sommer diesen Jahres hat, dann hat den ausgerechnet der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) geliefert: Der bittet nämlich in einer Presseerklärung jetzt schon die Urlauber um Nachsicht, wenn deshalb vermehrt LKW über die Brennerautobahn rauschen.
Vom 11. Juni bis zum 30 September, also fast vier Monate, wird dort gebaut: Totalsperre vom 6. August bis 9. September sowie an einigen verlängerten Wochenenden (von Samstag bis Montag, also vier Tage); die restliche Zeit ist die am meisten befahrene Route im Alpentransit nur eingleisig befahrbar.
Laufzeiterhöhung um 24 Stunden
Einer der eifrigsten Nutzer der Brenner-Strecke ist der KV-Dienstleister Kombiverkehr. 2010 liefen 35 Prozent aller Sendungen von Kombiverkehr, also gut ein Drittel, im Österreich-Transit von und nach Italien, die überwiegende Zahl davon über den Brenner. Kombiverkehrs-Sprecher Jan Weiser gibt Entwarnung: „Wir werden voraussichtlich keine Züge ausfallen lassen müssen“, sagt er. Während der Komplettsperrung sollen die Züge über die Tauernstrecke geführt werden. Das erhöht die Laufzeit um 24 Stunden. „Die Kunden haben uns bisher signalisiert, dass sie die längeren Laufzeiten in Kauf nehmen und keine Transporte auf die Straße verlagern werden“, zeigt er sich zuversichtlich. Nach seinen Angaben würden „offensichtlich doch genügend Trassen auf den Umleitungsstrecken zur Verfügung stehen“. Zu den anfallenden Mehrkosten wollte er keine Angaben machen.
Verlagerung auf die Straße
Auskunftsfreudiger ist da schon die TX Logistik. 200 Züge die Woche fährt das Unternehmen laut TX Logistik-Chef Klaus-Michael Mohnsen pro Woche über diesen Pass nach Mailand und Verona. „Wir rechnen damit, dass die Sperre Verluste im siebenstelligen Bereich verursachen wird“, sagt er. Etwa ein Viertel der Züge soll den Umweg über die Tauernroute nehmen. „Das erhöht aber die Kosten, weil die Fahrt länger dauert und damit Personal und Equipment bindet“, sagt Norbert Rekers, Leiter Intermodal. Zudem versucht TX Logistik, Sendungen auf andere Züge vor- oder nachzuziehen. „Möglicherweise wird der Rest dann zeitweise auf die Straße abwandern“, lautet die Vorhersage von Rekers. Mit diesen Verlusten haben sich die Verantwortlichen bei TX Logistik bereits abgefunden. „Die Herausforderung wird sein, die auf die Straße verlagerten Sendungen wieder zur Schiene zurückzuholen“, sagt Mohnsen. (cd)