Hahn. Der Hunsrück-Flughafen Hahn ist flügellahm und steht zum Verkauf. Verwandelt er sich in eine Bastion des US-Online-Riesen Amazon? „Bei einem der Interessenten werden Verbindungen zu Amazon unterstellt”, sagt der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionsvize Alexander Licht vorsichtig. Tatsächlich will der Online-Händler in Deutschland auch in der Zustellung Fuß fassen. Aber Belege für ein großes Engagement im Hunsrück finden sich bisher nicht. Kurz vor der Landtagswahl an diesem Sonntag wird der Verkaufsprozess von Spekulationen begleitet. Im Rennen sollen nur noch drei wohl chinesische Investoren sein. Was sagen die verschiedenen Akteure?
Die CDU-Opposition sieht den hoch defizitären Airport, der noch zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent Hessen gehört, in großer Not. Rot-Grün verschleiere dies vor der Wahl. Licht schätzt die Chancen für einen Verkauf auf 50 zu 50. Einerseits drängten die Chinesen auf den europäischen Markt. „Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass sie alle hohen Belastungen am Hahn übernehmen.” Also müsse wohl wieder der Steuerzahler bluten. Im Landeshaushalt sind bereits 20,4 Millionen Euro als mögliches Darlehen eingestellt, um die Liquidität zu sichern. Laut Licht ist es aber fraglich, ob die EU-Kommission hier mitspielen würde. Der CDU-Fraktionsvize verweist zudem auf einen Investitionsstau von rund 45 Millionen Euro am Hahn.
Die rot-grüne Landesregierung, die laut den Umfragen wohl abgewählt wird, gibt sich zugleich optimistisch und verschlossen. „Alle drei Angebote beruhen auf nachvollziehbaren Unternehmenskonzepten”, sagte Innenstaatssekretär Randolf Stich (SPD) kürzlich im Landtag. Alle drei Interessenten wollten den Hahn als Flughafen für Passagiere und Fracht weiterführen. Die langwierigen Verhandlungen seien unter Einbezug der EU-Kommission zwar weit gediehen, hätten aber „keinen strikten Zeitplan”. Details könne er noch nicht nennen.
„Der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt mangelt es nicht an Kapital”
Auch der scheidende Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD), der im Hunsrück wohnt, sagt jetzt der Deutschen Presse-Agentur: „Man sollte erst gackern, wenn das Ei gelegt ist. Der geheime Verkaufsprozess darf nicht mit ausgeplauderten Informationen gefährdet werden. Die Chinesen sind ein Volk von großer Diskretion.” Der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt mangele es nicht an Kapital. „Wenn ein chinesischer Investor den Flughafen Hahn kaufen würde, wäre das also etwas Selbstverständliches. Geld hat keine Nationalität.” Der Hahn sei strategisch interessant: „Er hat eine Nachtfluggenehmigung und wird mit dem Ausbau der B50 hervorragend an die Beneluxstaaten mit dem zweitgrößten europäischen Hafen Antwerpen angebunden.”
Das Frachtgeschäft ist laut dem Flughafenverband ADV im Januar 2016 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 36 Prozent auf 5280 Tonnen abgestürzt. Bei den Passagieren ist der Hahn mit einem Plus von elf Prozent auf 167 200 Fluggäste im Aufwind. (dpa/sno)