Interview: "Fahrerkosten sind auch Leistungstreiber"

Ist das Ergebnis aus der genormten Kostenrechnung ausreichend für einen Kostenvergleich von Staplern? Frank Bergmann: Die VDI-Richtlinie 2695 ist in zweierlei Hinsicht unzulänglich. Zum einen ist das der Berechnung des Energieverbrauchs zugrunde liegende Arbeitsspiel nicht wirklich praxisnah - entsprechend sind die angegebenen Normverbräuche für Gabelstapler, wie auch in der Automobilindustrie, wenig realistisch. Zum anderen fehlt in der genormten Kostenrechnung der Faktor Personalkosten, der über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs hinweg der mit Abstand größte Einzelposten ist, der aber über die Produktivität des Staplers stark zu beeinflussen ist. Die Finanzierungsbeziehungsweise Anschaffungskosten für das Fahrzeug spielen dagegen in der Gesamtbetrachtung nur eine untergeordnete Rolle. Wie werden Leistungsgesichtspunkte in die Kalkulation eingebracht? Eine aussagekräftige Wirtschaftlichkeitsberechnung rein nach VDI-Richtlinie ist schwierig, weil die Leistung darin eben nicht berücksichtigt wird. Wir bei Linde Material Handling setzen deshalb seit Jahren schon vom TÜV Nord geprüfte und zertifizierte Leistungstests ein, die dem Einsatz der verschiedenen Fahrzeuge - Gabelstapler, Schubmaststapler oder Niederhubwagen - im Arbeitsalltag sehr nahekommen, und bestimmen damit sowohl die Leistung, sprich Produktivität unserer Fahrzeuge als auch den Energieverbrauch unter diesen Einsatzbedingungen. Je leistungsfähiger ein Fahrzeug ist, desto weniger Zeit benötigt der Fahrer, um eine bestimmte Menge an Ladung umzuschlagen und damit sinken die Personalkosten je umgeschlagenes Ladegut. Wann empfiehlt sich die Kalkulation von Kosten je Arbeitsstunde, wann sollte man besser mit Kosten pro bewegter Ladeeinheit kalkulieren? Grundsätzlich macht für eine nachvollziehbare Berechnung der Wirtschaftlichkeit nur die Formel Kosten pro bewegter Ladeeinheit Sinn und auch nur dann, wenn die Personalkosten berücksichtigt werden, die direkt abhängig sind von der Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs. Und auch bei der Berücksichtigung der Servicekosten ist die Kostenrechnung nach Ladeeinheit sinnvoll. Im Vergleich schlägt das produktivere Fahrzeug in derselben Zeit mehr Ware um, da sich die Serviceintervalle und damit die Servicekosten an den Betriebsstunden orientieren, sinken mit höherer Produktivität auch die Servicekosten je Einheit. Was sind die häufigsten Fehler bei der Kalkulation von Stapler-Kosten? Der häufigste und schwerwiegendste Fehler bei der Kalkulation ist die subjektive Überbewertung des Kostenvorteils bei der Anschaffung des Arbeitsgeräts. Für eine aussagekräftige Kalkulation müssen folgende Faktoren berücksichtigt werden: die Investition, die Kosten für Service und Energie, der Wiederverkaufswert nach Ablauf der eigenen Nutzungsdauer und die Personalkosten des Fahrers. Das ist über die Zeit der größte Kostentreiber, aber auch der größte Leistungstreiber.