Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt bei Verzögerungen im Kampf gegen den Klimawandel vor höheren Kosten und steigenden Risiken für Privathaushalte, Unternehmen und Banken.
„Wir brauchen entschiedenere politische Maßnahmen, um einen schnelleren Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu gewährleisten“, mahnte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos am 6. September anlässlich der Vorlage von Ergebnissen des zweiten gesamtwirtschaftlichen Klimastresstests der Notenbank.
„Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die Risiken und Kosten für die Wirtschaft und das Finanzsystem steigen“, sagte de Guindos.
Drei Szenarien im Test
Der EZB-Klimastresstest analysiert die Widerstandsfähigkeit von Privathaushalten, Unternehmen und Banken gemessen an drei Übergangsszenarien. Erstens ein „beschleunigter Übergang“ mit dem Vorziehen „grüner“ Investitionen. Das würde zur Reduzierung der Emissionen bis 2030 im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens führen.
Zweitens ein „später Übergang“, bei dem der Kampf gegen den Klimawandel erst 2026 beschleunigt würde, aber immer noch intensiv genug wäre, um bis 2030 die Ziele zu erreichen. Drittens ein „verzögerter Übergang“ ebenfalls ab 2026, der aber nicht ehrgeizig genug wäre, um die Paris-Ziele bis 2030 zu erreichen.
EZB: Schneller ist besser
Das Fazit der EZB: „Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen und Haushalte eindeutig von einer schnelleren Umstellung profitieren.“ Zwar sei ein schnellerer Übergang zunächst mit größeren Investitionen und höheren Energiekosten verbunden. Mittelfristig nähmen in diesem Fall die finanziellen Risiken aber deutlich ab.
Erfasst wurden in dem Test nach EZB-Angaben etwa 2,9 Millionen nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften und 600 Banken im Euroraum.
Für Banken würde den Angaben zufolge das Kreditrisiko deutlich steigen, wenn der Kampf gegen den Klimawandel zu einem späteren Zeitpunkt beschleunigt werden müsste und dann schnelle Investitionen zu höheren Kosten erforderlich wären.
Dann müssten Geldhäuser der Analyse zufolge damit rechnen, dass ihr Kreditrisiko bis 2030 um mehr als 100 Prozent im Vergleich zu 2022 steigen wird. Im günstigsten Szenario - dem „beschleunigten Übergang“ - ist demnach hingegen nur mit einem Anstieg des Kreditrisikos um 60 Prozent zu rechnen.