Berlin. Nach einem massiven Exporteinbruch von geschätzt mehr als zwölf Prozent im Corona-Krisenjahr rechnet der Außenhandelsverband BGA im kommenden Jahr mit anziehenden Geschäften. „Wir werden im Vergleich zu 2020 ein deutliches Plus bekommen, allein schon wegen der niedrigen Ausgangsbasis“, sagte BGA-Präsident Anton Börner der Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe große Hoffnung, dass der Impfstoff funktioniert, weltweit eingesetzt werden kann und die Einschränkungen fallen.“ Sorgen bereiten Börner nationalistische und populistische Strömungen, „die die Corona-Krise zur wirtschaftlichen Abschottung nutzen könnten“.
Der Protektionismus ist nach seiner Einschätzung eine Gefahr, die auf Jahre hinaus droht. „Wir müssen alle hart daran arbeiten, dass daraus kein neuer Virus wird“, sagte Börner. „Nur mit einem funktionierenden Welthandel wächst die Wirtschaft.“
Der stärkere Euro ist aus Börners Sicht bislang kein großes Problem für die Exportwirtschaft. Zwar könnten Waren „Made in Germany“ außerhalb des Euroraumes dadurch teurer werden. „Doch viele deutsche Unternehmen produzieren in anderen Ländern. Zudem verbilligen sich die Einfuhren. Das kann die Produktionskosten dämpfen.“
Einreise- und Quarantänevorschriften sowie gestiegene Frachtraten beunruhigen
Sorgen bereiten den Exporteuren und Importeuren aktuell Einreise- und Quarantänevorschriften in vielen Ländern wegen der Corona-Pandemie sowie gestiegene Frachtraten. „Viele Frachtkapazitäten wurden in der Krise vorbeugend stillgelegt. Dieses fehlende Equipment – wie auch Laderaumknappheit – lassen die Preise geradezu explodieren“, berichtete Börner. „Wer kurzfristig verschiffen muss, muss teilweise Aufschläge von mehreren Tausend US-Dollar akzeptieren oder der Frachtraum wird gar versteigert.“
Zugleich warnte der BGA-Präsident vor zusätzlichen Belastungen der Wirtschaft durch das diskutierte Lieferkettengesetz und das angestrebte Recht auf Homeoffice. „Das würde zu mehr Bürokratie führen und ist ein merkwürdiges Signal an die Unternehmen in Krisenzeiten.“
Hoffnung: Biden soll internationale Zusammenarbeit wieder verbessern
Von der Regierung des künftigen US-Präsidenten Joe Biden erwartet Börner eine Entspannung in handelspolitischen Fragen und eine „gewisse Renaissance“ der internationalen Zusammenarbeit. Der Demokrat will die USA beispielsweise wieder in das Klimaschutzabkommen von Paris zurückbringen, aus dem der noch amtierende Präsident Donald Trump ausgetreten war. „Die Frage ist allerdings, was passiert in vier Jahren. Schließlich hat fast die Hälfte der Amerikaner für Trump gestimmt“, sagte Börner.
Europa braucht nach seiner Einschätzung eine gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik, „auch um Handelswege und den Zugang zu Rohstoffen zu sichern“. Mittelfristig hält er auch eine gemeinsame europäische Finanzarchitektur für sinnvoll. (dpa/ja)