Brüssel. Der Bau von Schnellstraßen und Autobahnen in Deutschland ist im Vergleich zu Griechenland, Spanien und Polen am preiswertesten: Für 1.000 Quadratmeter liegen die Gesamtkosten in Deutschland mit 287.043 Euro so niedrig wie in keinem der Vergleichsländer. Am höchsten sind die Kosten in Spanien. Dort werden 1.000 Quadratmeter Straße für durchschnittlich 496.208 Euro gebaut. Die Zahlen nennt der Europäische Rechnungshof (EuRH) in einem Bericht, der die Verwendung von EU-Fördergeldern für den Straßenbau untersucht.
Die vier genannten Länder erhielten zwischen 2000 und 2013 mit 62 Prozent den Löwenanteil der 65 Milliarden Euro, mit denen die EU über die Programme der Kohäsionspolitik den Straßenbau fördert. 24 Projekte wurden untersucht, sechs davon in Deutschland.
Nur sieben Projekte wurden zu dem ursprünglich vereinbarten Preis fertiggestellt: eins in Deutschland, fünf in Polen, eins in Spanien. Im Durchschnitt stiegen die Kosten um 23 Prozent. Die Extremwerte waren ein Kostenzuwachs von 36 Prozent bei den griechischen Projekten und ein Prozent bei den polnischen.
Die durchschnittliche Verzögerung der geprüften Projekte betrug neun Monate. In Polen waren es drei Monate, in Deutschland sieben, in Spanien elf und in Griechenland 16 Monate.
Allgemein beklagt der EuRH, dass viel zu schnell die Autobahn als Lösung von Straßenverkehrsproblemen herangezogen wird, ohne zuvor die Notwendigkeit dafür genau zu prüfen. Schnellstraßen seien preiswerter und könnten oft den Neubau einer Autobahn ersetzen. Die Durchschnittskosten pro Autobahn-Kilometer berechnet der EuRH auf rund elf Millionen Euro, für Schnellstraßen seien es 6,2 Millionen Euro.
Der EuRH formuliert in seinem Bericht auch Empfehlungen an die EU-Kommission, um die sinnvolle Verwendung der EU-Gelder für den Straßenbau künftig zu gewährleisten. Unter anderem soll die Ursache für die großen Preisunterschiede in den EU-Ländern herausgefunden und die Beachtung der Regeln zur internationalen Ausschreibungen der Bauprojekte überprüft werden.
In Deutschland wurden folgende Projekte begutachtet, die alle in den neuen Bundesländern liegen: Autobahn A17 von Dresden bis an die tschechische Grenze (40,8 km), Schnellstraße S177 Westliche Umgehung von Pirna (3,7 km), Schnellstraße S177 Umgehung von Radeberg (6,2 km), Autobahn A20 Grimmen-Ost bis Strasburg (Mecklenburg-Vorpommern, 91,2 km), Schnellstraße B104 Nördliche Umgehung von Schwerin (7,5 km), Landstraße L132 Niendorf-Rostock (1,5 km). (kw)
Die vollständige Studie ist einsehbar unter http://eca.europa.eu/portal/pls/portal/docs/1/22810810.PDF